Wie viele geflügelte Worte geht das Motto unseres diesjährigen Adventskalenders auf den begnadeten Humoristen Loriot zurück. In seinem Fernsehsketch "Weihnachten bei Hoppenstedts" von 1976 nörgelt er selbst mit weißer Wuschelperücke und Kassengestell in der Rolle des Opa Hoppenstedt: "Früher war mehr Lametta!" Und was meint der Opa damit? Mehr Glitterflitter am grünen und so verdammt umweltfreundlichen Baum! Ein ganz anderes Weihnachten, wo das häusliche Programm: Fernsehen, Bescherung, Weihnachtsgedicht noch in der richtigen Reihenfolge war! Ein Fest, bei dem seinem Wunsch "Ich will jetzt mein Geschenk haben!", vorgetragen mit Bluthochdruck-rotem Kopf, sofort entsprochen wird! Friede, Freude, Eierkuchen! Statt "Zicke Zacke Hühnerkacke", wie  Enkel Dicki deklamiert!

Mit Opa Hoppenstedts Geschenk kommt die Welt fast wieder in Ordnung. Es ist nämlich ein Plattenspieler, von dem er sogleich seine Lieblingsmusik, den Helenenmarsch, abspielt. Der preußische Armeemarsch im 2/4-Takt bringt den Alten auf Trab. Mit schwungvollen Armbewegungen marschiert er durch die Geschenkpapier übersäte Wohnung und stolpert in das Loch im Fußboden. Hochnotkomisch. Und wie immer war der Satiriker Loriot nicht nur heiter, sondern auch hinterhältig. In der Figur des Opa Hoppenstedt, der auch noch als Weihnachtsmann posieren muss, versteckt er die Kritik des Kleinbürgers an der neuen Zeit: an Atomkraftwerken und dem ihnen entgegengeschleuderten "Nein, danke!". Am gerade gewählten Bundeskanzler Helmut Schmidt.

"Früher war mehr Lametta!" - in diesem Sinne nostalgisch oder gar reaktionär werden wir die folgenden Adventstürchen bis Weihnachten nicht füllen. Schließlich lautet unser Motto leicht abgewandelt: "Mehr Lametta!": ausgefallene Dekorationsideen, üppige Festmahle, ellenlange Fernsehsendungen, überbordende Hilfsbereitschaft, nie gekannte Nächstenliebe. Alles XXL eben. So natürlich auch die Kehrseiten: die Stille, die Einsamkeit, die Leere. Was Opa Hoppenstedt wohl dazu sagen würde?