Egal, mit wem ich über Ursula Nonnenmacher spreche, immer höre ich das Wort 'Zuverlässigkeit'. Absolute Zuverlässigkeit sogar. Das Leben, streng nach der Uhr, hat sich die 57-jährige Spitzenkandidatin der Grünen in ihrem früheren Job als Ärztin auf der Intensivstation einer Berliner Klinik und bei ihrer Arbeit auf dem Notarztwagen angewöhnt. Da zählte häufig jede Minute. Bei allem Zeitdruck hat sie aber nie die menschliche Seite des Krankenhausalltages aus den Augen verloren, erinnert sich Klinikchef Professor Steffen Behrens an die gemeinsame Zusammenarbeit:  "Ich habe an ihr immer geschätzt, dass sie sich für Fragen der Gerechtigkeit eingesetzt hat. Sowohl innerhalb der Struktur unserer Klinik, innerhalb des Teams, als auch für einzelne Ärzte und Patienten sowie deren Angehörige."

Fragen der Gerechtigkeit haben in den vergangenen fünf Jahren  auch den politischen Alltag von Ursula Nonnemacher bestimmt: Soziale Gerechtigkeit, das Asylrecht, die Gleichstellung von Mann und Frau - nicht zuletzt, weil sie auch einen stressigen Job und drei Kinder unter einen Hut bringen musste. Sachlich, engagiert und mit viel Herz - so hat die Grüne in den Debatten für ihre Auffassungen gestritten.

Axel Vogel, Chef der Grünen-Fraktion fügt, wenn er an Nonnemacher denkt, noch ein Adjektiv hinzu: "Sie ist die Fleißigste innerhalb der Fraktion, sie ist präzise und sie ist in einem unglaublichen Ausmaß bestrebt, den Dingen auf den Grund zu gehen", so Vogel. "Wenn sie auch nur ein einziges Mal einen falschen Satz sagen würde, dann hätte sie wohl zwei Wochen lang Bauchschmerzen." 265 Mal trat Nonnemacher in der vergangenen Legislaturperiode ans Rednerpult. Damit hat sie allen anderen Spitzenrednern im Parlament den Rang abgelaufen.  

Auch auf die Christdemokratin Barbara Riechstein haben Nonnemachers Auftritte durchaus Eindruck gemacht. Sie kennt die Grüne schon aus der Kommunalpolitik in der Stadtverordnetenversammlung Falkensee und hat dort zeitweise sogar in einem schwarz-grünen Bündnis mit ihr zusammen gearbeitet. Doch bei allem Lob macht Riechstein ihrer Oppositionskollegin auch ein leicht vergiftetes Kompliment: "Sie ist eine sehr fleißige Politikerin, das muss man sagen. Sie ist ja jetzt im Landtag auch in ganz vielen Ausschüssen tätig. Manchmal ist sie ein bisschen detailverliebt, so dass man eventuell denken könnte, dass sie die ganz große Linie nicht mehr im Blick hat."

Ursula Nonnemacher kennt die Umfragen, wonach SPD, Linke und CDU das Rennen bei der Landtagswahl unter sich ausmachen werden. Die Grünen wollen zumindest ihr Ergebnis von 2009 wiederholen - das heißt, sie wollen ihre fünf Abgeordnetensitze behalten. Der Grünen-Spitzenkandidatin Ursula Nonnemacher könnte das mit der gewohnt Akribie und ihrem minutiös getakteten Wahlkampf durchaus gelingen.