Krieg in der Ukraine - "Wir werden gemeinsam dieses Land wieder aufbauen"

Marcel Röthig ist Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kiew, aus Sicherheitsgründen ist er nach Deutschland zurückgekehrt. Dass die Ukraine nach dem Krieg zu einem russischen Satellitenstaat wird, glaubt Röthig nicht. Man sehe in russischen Äußerungen erste Zeichen für Verhandlungsbereitschaft.

Es falle ihm schwer, seinen Mitarbeitenden, Freunden oder Nachbarn in der Ukraine von Deutschland aus Mut zu machen, berichtet Röthig. Man rechne mit gravierenden Angriffen auch in Kiew. Trotz der militärischen Übermacht Russlands müsse man sich aber vor Augen halten, dass der Widerstand der Ukrainerinnen und Ukrainer ungeahnte Kräfte freisetze. "Diese Menschen kämpfen nicht für die Ambitionen irgendeines Präsidenten, sie kämpfen auch nicht patriotisch für ihr Land, sondern sie kämpfen für ihre Familien und für ihre Existenz", sagt Röthig.

Röthig: Diplomatie noch nicht ganz abgeschrieben

 

Keiner in der Ukraine habe den Krieg gewollt, dennoch müsse man nun auch vorausschauen. "Wir werden dieses Land gemeinsam wieder aufbauen", sagt Röthig. So sehe er die Aufgabe der Friedrich-Ebert-Stiftung und anderer deutscher Organisationen im Land. "Da liegt eine Menge vor uns."

Dass die Ukraine nach dem Krieg völlig unter russische Kontrolle fällt, glaubt Röthig nicht. Es gebe erste Anzeichen des Kreml, dass eine Verhandlungslösung möglich sein könnte. Die Ukraine werde dann zwar wahrscheinlich zu massiven Konzessionen gezwungen, die Regierung in Kiew aber erhalten bleiben, hofft Röthig. "Es gibt vielleicht ein Zeichen, dass die Diplomatie noch nicht ganz abgeschrieben wurde."