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Krieg in der Ukraine - Menschenrechtsanwalt Nowak zu Butscha: „Das Wichtigste ist, dass schnell vor Ort untersucht wird“

In Butscha, einem Vorort nördlich von Kiew, soll die russische Armee Kriegsverbrechen an der ukrainischen Zivilbevölkerung begangen haben. Um das nachzuweisen, rät der Menschenrechtsanwalt Manfred Nowak dazu, möglichst schnell unabhängige Forensiker einzusetzen.

Zivilsten, die anscheinend auf offener Straße und aus nächster Nähe erschossen wurden, teilweise mit hinter dem Rücken verbundenen Händen. Das sind die Bilder, die nach dem Rückzug der russischen Armee aus Butscha, einem Vorort nördlich von Kiew, um die Welt gehen. Die Europäische Union und die USA sprechen von einem Massaker. Die Ukraine will beweisen, dass Russland in Butscha Kriegsverbrechen begangen hat.

"Das Wichtigste ist, dass möglichst schnell vor Ort untersucht wird", sagt Manfred Nowak, Experte für Menschenrechte und die Aufdeckung von Kriegsverbrechen am österreichischen Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte. Dafür müssten unabhängige Forensiker möglichst schnell, das untersuchen, was sie in Butscha vorfinden.

Klare Anzeichen für Kriegsverbrechen

 

"Man muss herausfinden, wie sind diese Menschen zu Tode gekommen? Wer sind sie? Gibt es Zeugen, die die Ermordung möglicherweise gesehen haben? Wer hat die Menschen in Massengräbern verscharrt?" All das könne man herausfinden, wenn man es möglichst schnell mit Hilfe von unabhängigen forensischen Experten etwa von den Vereinten Nationen oder dem internationalen Strafgerichtshof mache. Dabei könne man etwa auch feststellen, ob eine Person aus nächster Nähe exekutiert worden sei, so Nowak.

Für ihn würden die Geschehnisse in Butscha klar auf Kriegsverbrechen der russischen Armee hindeuten. "Weil Zivilsten eben nicht das bewusste Ziel von militärischen Angriffen sein dürfen." Der Menschenrechtsexperte glaubt dabei nicht, dass an den russischen Vorwürfen, die Ukraine habe das Massaker von Butscha inszeniert, etwas dran sei. "Aber rein rechtlich muss man jedem Vorwurf nachgehen, auch wenn er noch so verschwörerisch klingt."