Der zentrale Platz der Stadt Charkiw liegt nach dem Beschuss des Rathauses in Trümmern.
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Krieg in der Ukraine - KAS-Leiterin in Charkiw: "Die russische Seite achtet nicht darauf, ob es zivile Opfer gibt"

Charkiw im Osten der Ukraine ist seit Tagen besonders heftigen Angriffen der russischen Armee ausgesetzt. Die zweitgrößte ukrainische Stadt hat für den Kreml militärischen und symbolischen Wert, sagt Brigitta Triebel, Büroleiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung in Charkiw.

Die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkiw im Nordosten des Landes ist seit Tagen eines der Hauptziele des Angriffs der russischen Armee. Nachdem zuerst die militärische Infrastruktur am Rand der Metropole mit 1,5 Mio. Einwohnern bombardiert wurde, werde nun auch ganz gezielt das Zentrum von Charkiw angegriffen, sagt Brigitta Triebel. Sie leitet das Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Charkiw, hat die Stadt inzwischen aber verlassen.

Trotzdem ist die Büroleiterin weiterhin in engem Kontakt mit Bekannten und Kollegen. "Das ist ein Alptraum, in dem die Menschen letzte Woche aufgewacht sind." Und die Situation werde immer schwieriger. Um die zivile Infrastruktur zu zerstören, habe es zuerst am Dienstag Angriffe auf den Hauptplatz und das Gebäude der Zentralverwaltung in Charkiw gegeben und am Mittwochmorgen dann den Raketenbeschuss auf das Gebäude der ukrainischen Geheimpolizei, berichtet Triebel.

Charkiw hat militärischen und symbolischen Wert

 

"Das Gebäude der Zentralverwaltung ist mitten im Zentrum. Da ist jeder Charkiwer mindestens einmal am Tag vorbeigelaufen", sagt Triebel. Und beim Angriff auf das Gebäude der Geheimpolizei seien auch direkt angrenzende Wohnhäuser zerstört worden. "Das zeigt, dass die russische Seite nicht darauf achtet, ob es auch zivile Opfer gibt."

Für den Kreml sei Charkiw gleich aus mehreren Gründen wichtig. "Es wäre ein Symbol, wenn man die größte Stadt der Ostukraine einnehmen würde, die auch als russischste Stadt der Ukraine gilt, weil dort viele Menschen russisch sprechen." Schon 2014 hätten prorussische Separatisten versucht, die Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen, seien damals aber noch gescheitert. "Aber natürlich ist Charkiw auch strategisch wichtig, weil man von dort von Osten sehr gut nach Kiew marschieren kann."