Am Gewehr einer Statue des Sowjetischen Ehrenmals in Berlin hängt ein Bundes Band
Bild: imago images / Jürgen Ritter

- Zeitzeuge: "Wir dürfen uns mit den Deutschen versöhnen"

David Savranskij hat das Kriegsende am 8. Mai 1945 als jüdischer Offizier in der Roten Armee miterlebt. Heute lebt er in Potsdam und engagiert sich für die Aussöhnung zwischen Deutschen und Russen. Es habe keinen Sinn, eine Feindschaft mit ins Grab zu nehmen, hat er Tina Heidborn vor acht Jahren im Interview erzählt.

Einen Krieg könne man zwar nicht vergessen. "Aber mit den Jahren werden die Erinnerungen stummer", sagt Savranskij. Er könne heute nichts Böses vom deutschen Volk halten.

Er sehe sich sowohl als Sieger, als auch als Opfer der Nazis, berichtet der Veteran. "Ich habe die Hälfte meiner Gesundheit verloren, ein Auge, das halbe Hörvermögen - ohne den Krieg wäre vielleicht vieles anders gewesen in meinem Leben", sagt Savranskij. Vor dem Holocaust blieb die Familie verschont, sie wurde bei Kriegsbeginn aus dem besetzen Gebiet evakuiert.

 

Veteranenorganisation engagiert sich für Aussöhnung

 

In Potsdam hat Savranskij eine Veteranenorganisation gegründet, die sich um die Aussöhnung zwischen Russen und Deutschen bemüht. Es habe keinen Sinn, Bosheit weiterzuführen und die Feindschaft mit ins Grab zu nehmen. "Deshalb habe ich entschieden: Wir dürfen uns mit den Deutschen versöhnen", sagt Savranskij. Es falle ihm nicht leicht, über das im Krieg Erlebte zu sprechen. "Aber ich beantworte alle Fragen ruhig und ich bemühe mich, die Wahrheit zu sagen."

Ganz unabhängig von der NS-Diktatur habe er sich schon zu Schulzeiten ein Bild von den Deutschen gemacht. Für ihn sei es das Volk von Schiller, Goethe, Thomas Mann und einigen der besten Komponisten der Welt. "Das deutsche Volk ist heilig und Hitler ist verdammt - das ist meine Meinung", sagt Savranskij.