- S wie Spitzenkandidaten
Vom 23. bis 26. Mai wählt Europa ein neues Parlament - und das, worum es dabei geht, ist oft gar nicht so leicht zu verstehen: Die Europäische Union ist sehr komplex und manchmal auch undurchsichtig. Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, erklären unsere Brüssel-Korrespondenten Europa von A bis Z.
Über Jahrzehnte hinweg haben die europäischen Regierungschefs in Eigenregie darüber entschieden, wer Präsident der EU-Kommission wird. Doch die Besetzung dieses wichtigen Chefpostens per Absprache im "Hinterzimmer", sorgte im Laufe der Zeit für immer mehr Kritik.
Undurchsichtig und undemokratisch sei das Verfahren, so ein weit verbreiteter Vorwurf. Außerdem wurde den Vertretern der Mitgliedsstaaten unterstellt, sie würden eher schwache Persönlichkeiten bevorzugen, die ihnen später bei Streitfragen nicht in die Quere kommen.
Bei den Europawahlen 2014 hatte ein anderes Modell Premiere, das viele auch diesmal gerne anwenden würden: das der sogenannten Spitzenkandidaten. Danach stellen die Parteien schon vor der Wahl einen oder mehrere Bewerber auf, die für den begehrten Brüsseler Topjob in Frage kommen und die Kampagne lebhafter und interessanter machen sollen.
Vor fünf Jahren waren es der Deutsche Martin Schulz, für die Sozialdemokraten, und der Luxemburger Jean-Claude Juncker, für die konservative Europäische Volkspartei, die sich im Wahlkampf ein Duell lieferten. Die EVP wurde stärkste Kraft - und Juncker Kommissionschef. Spitzenkandidaten in diesem Jahr sind unter anderem der CSU-Vize Manfred Weber und der bisherige Juncker-Stellvertreter Frans Timmermans.
(Autor: Brüssel-Korrespondent Holger Romann)
