- Berlinale-Wettbewerb: The Real Estate

Kaum hat die Berlinale begonnen, da liegen schon vier Wettbewerbstage hinter den aufmerksamen Betrachtern. Gute Filme - schlechte Filme, darüber sind die Meinungen oft geteilt. Harald Asel hat den dritten Wettbewerbsfilm am Sonntag gesehen, den schwedischen Beitrag "The Real Estate". Und ist sich seines Urteils ganz sicher. Seine Forderung: noch mal drehen.

Manchmal kommt man aus einem Film und denkt: sofort alles wegschmeißen und nochmal drehen!

Weniger ärgerlich als fassungslos stehe ich vor diesem handwerklich und inhaltlich dürftigen Film, der doch vom Stoff genügend hätte, um wahlweise ein Sozialdrama, eine Sozialkomödie oder ein Actionreißer zu werden. "Toppen av ingenting" - Real Estate - führt uns in die boomende Immobilienwelt Stockholms, eine Endsechzigerin namens Nojet kehrt aus der Fremde als Erbin eines Wohnblocks nach Hause, merkt aber bald, dass Halbbruder und Neffe zumindest den siebenten Stock unter der Hand ohne Verträge vermietet und untervermietet haben.

Gut ein Drittel der anderthalb Stunden wirkt das Ganze wie ein Dokumentarfilm ohne sinnerhellenden Kommentar, es wird überhaupt sehr viel geredet, nur erfahren wir so gar nichts über diese merkwürdige Familie, aber auch nichts von den Menschen, die hier wohnen. Dafür werden Tonaufnahmen für eine Art Flüchtlingsshow gemacht oder Bridge gespielt.

Auch die Kamera kümmert sich oft um Nebensächlichkeiten, wenn sie nicht gerade ganz nah an das zerfurchte Gesicht Nojets heranfährt, Ei und Speck in der Pfanne in Nahaufnahme präsentiert oder sonstige Esswaren unappetitlich zeigt.

Was dem Film vor allem fehlt, ist das richtige Tempo: Selbst als Nojet zum Maschinengewehr greift und sich an Stinkbomben probiert, nimmt er keine Fahrt auf und surreale Momente in Sound und Bild entstehen einfach durch die Gehirnerschütterung, die Noret im Streit mit Bruder und Neffen erlitt. Liegt das alles daran, dass die Regisseure Axel Petersen und Mans Manssen eigentlich von der bildenden Kunst kommen?

Was ich gerade merke: Ich erzähle den Film stringenter und anregender als er sich über sehr gedehnte 88 Minuten hinweg anfühlte.  Was meine Forderung unterstreicht: nochmal drehen.