Direktor Dieter Kosslick bei der Pressekonferenz zur Berlinale 2018 (Bild: imago/Frederic Kern)
Bild: imago stock&people

- Kosslick: "metoo-Debatte sensibilisiert auch beim Filmeschauen"

In Berlin öffnen sich am Donnerstag wieder die Kino-Vorhänge - die 68. Filmfestspiele werden am Abend im Berlinale-Palast eröffnet. Ein wichtiges Thema in diesem Jahr: Machtmissbrauch in der Filmbranche. Angesichts der #metoo-Debatte und allem, was damit zusammenhängt, will die Berlinale ganz offen damit umgehen. Im Gespräch mit Reiner Veit verrät Berlinale-Direktor Dieter Kosslick, dass er bei dem Thema sensibler geworden ist und sich nun selbst fragt, ob er Frauen auf dem roten Teppich umarmen soll oder nicht.  

Kosslick sagt, es sei schon früh klar gewesen, dass die Berlinale sich mit der #metoo-Debatte befassen muss: "Aber dass sie so groß ist, hätte ich nicht gedacht." Die Filmbranche habe schon vieles angestoßen: Eine Hotline und verschiedene Initiativen für Betroffene, wie etwa "Pro Quote Film", ein Zusammenschluss weiblicher Filmschaffender, die sich für die Gleichberechtigung von Frauen in der deutschen Film- und Fernsehbranche einsetzen.

"Die Berlinale selbst macht eine Veranstaltung über Diversity, also über Unterschiedlichkeit", so Kosslick. "Ich glaube, es wird schon sehr viele Diskussionen geben."

Kurzporträt

Dieter Kosslick (69) steht seit 2001 an der Spitze der Berlinale. Für das Amt als Festivaldirektor hat er sich durch fast zwanzigjährige Tätigkeit in der Filmförderung qualifiziert.

1948 im baden-württembergischen Pforzheim geboren, hatte Kosslick zunächst in München Kommunikationswissenschaft, Politik und Pädagogik studiert. Zwischenzeitlich Büroleiter des damaligen Ersten Bürgermeisters Hans-Ulrich Klose in Hamburg, wurde er 1983 Geschäftsführer der kulturellen Filmförderung in der Hansestadt, fünf Jahre später übernahm er die wirtschaftliche Filmförderung.

1992 beriefen das Land Nordrhein-Westfalen und der WDR den Schwaben zum Geschäftsführer der neuen Filmstiftung NRW in Düsseldorf. In den neun Jahren seiner Arbeit dort etablierte sich das Land als international angesehener Filmstandort.

Am 1. Mai 2001 übernahm er die Leitung der Berlinale. Zuletzt wurde sein Vertrag 2014 um fünf Jahre verlängert. Er läuft im Mai 2019 aus. Mit der Fernsehproduzentin Wilma Harzenetter hat Kosslick den heute 13-jährigen Sohn Fridolin.

Kosslick denkt über eigenes Verhalten nach

Durch die Diskussion sei er selbst sensibler geworden, auch beim Filmeschauen, sagt der Berlinale-Direktor. "Am Anfang hat man da noch Witze drüber gemacht oder gehört – das ist ja jetzt ein bisschen vorbei."

Kosslick gibt zu, dass er sich inzwischen fragt, wie er sich am Eröffnungsabend und auf den roten Teppichen verhalten soll: "Fasse ich die jetzt an, umarme ich die? Und Küsschen, Küsschen? Oder ist man da distanziert?" Er habe sich vorgenommen, alles wie immer zu machen. Allerdings sagt er auch: "Man verkrampft sich da schon ein bisschen, weil man natürlich auch von Fotografen umgeben ist."  

"Berlinale ist ein Publikumsfestival"

Die Kritik, die Berlinale sei als Filmfestival zu groß, weist Kosslick zurück. "Die Wirklichkeit der Berlinale-Fans entspricht der Kritik überhaupt nicht", sagt er. Den normalen Menschen sei sie sogar viel zu klein, weil sie nur wenige Karten bekämen. "Die Filmkritiker haben halt ihre Welt und das Publikum hat seine andere Welt", so Kosslick. "Aber die Berlinale ist nun erst mal ein Publikumsfestival und ansonsten kann man ja auf kleinere Festivals gehen – da findet man sich vielleicht besser zurecht."

Die Mitglieder der Berlinale-Jury