Die französische Schauspielerin Isabelle Huppert
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- Großes Kino: Isabelle Huppert

Eine Femme Fatale mit 64 Jahren? Für Isabelle Huppert ist das kein Problem und wie man es bei ihr schon fast gewohnt ist war sie auch gestern Abend bei der Weltpremiere ihres neuen Films "Eva“ der Star des Abends. Auf dem roten Teppich und auf der Leinwand. Alexander Soyez hat sie zum Interview getroffen und mit ihr über ihre schauspielerischen Geheimnisse und ihre besondere Femme-Fatale in "Eva“ gesprochen.

Eine faule Femme Fatale, was für eine schöne Umschreibung für ihre Titelrolle in dem psychologischen Thriller/Drama Eva von Benoit Jacquot, mit dem sie nun schon das sechste Mal zusammengearbeitet hat. Die Idee, dass sie faul, oder zumindest immer ziemlich müde ist und ständig ihren Schlaf braucht zwischen ihren Jobs als Edelprostituierte, kam übrigens von ihr und Jacquot hat darauf gehört. Es ist eine Rolle übrigens, die auch schon Jeanne Moreau gespielt hat, in den frühen 60er Jahren. Die Vorlage, der Krimi von James Hadley Chase aus den 40ern, ist die gleiche, doch man bekommt hier noch mal etwas anderes, eine etwas andere Femme Fatale Figur, die für Huppert allerdings auch schon im Buch aus der Hoch Zeit der Noir Fiction zu erkennen ist.

Isabelle Huppers ungelöstes Geheimnis

Sie ist auf eine gewisse Art und Weise burschikos. Sie hat nicht diese typische Weiblichkeit, die ich in einem Buch aus dieser Zeit und mit Hollywoodsetting erwartet hätte. Es ist sehr modern.

Der Film spielt heute, nicht in Amerika und Venedig wie das Buch, sondern in Frankreich – die Idee ist die Gleiche, ein Hochstapler, der durch einen Trick zu Erfolg und Ruhm gekommen ist verfällt einer schönen, spannenden Frau, die ihn an sein wahres Ich erinnert. Das wirklich spannende und Beste am Film aber ist – auch das nichts Neues mehr – Isabelle Huppert. Und wie sie das immer wieder macht, das bleibt ein großes Geheimnis. Sie selbst kennt das Geheimnis auch nicht, sie sieht es nicht mal als Geheimnis – und auch ihre Arbeit ihr Spiel als nichts Besonderes, weil sie ja eben nichts tut, wie sie es nennt, sie denkt einfach nur.

Denken als Methode – Einfach nur Denken, aber mit ihr wird auf der Leinwand etwas Größeres daraus. Kino ist für sie ein unendlicher Raum der Möglichkeiten. Für sie erschafft das Kino etwas, nicht sie. Sie erschafft nicht die Rolle, sondern die Rolle erschafft und beeinflusst sie. Was am Ende dabei heraus kommt mit ihr auf der Leinwand, und das immer wieder seit den frühen 70er Jahren, ist beeindruckend. Und vielleicht ist ihr großes Geheimnis ganz einfach, dass es einfach nur immer wieder sie selbst ist, die man sieht. Denn sie spielt nie jemand anderen, nur immer wieder sich, und sich niemals selbst vergisst.