- Berlinale Reportage: #metoo - ein Thema bei der Berlinale?

Es war das große Thema dieser Berlinale und einige können oder wollen es schon garnicht mehr hören. Die #metoo-Debatte hat die Berlinale durchdrungen. Roter Teppich, schwarzer Teppich, Frauen in Higheels oder Turnschuhen - das waren die Themen, die Filme schienen da erstmal zweitrangig. Was von #metoo auf der Berlinale bleibt, also auch inhaltlich, welche Impulse oder sogar Taten von ihr ausgehen, fasst Susanne Bruha zusammen.

Festivaldirektor Dieter Kosslick versprach vorab einiges und erfüllte gleich Punkt eins des Kompendiums nicht: Es gab keine extra Hotline für das Festival, es gab auch nicht die angekündigte Anlaufstelle für Menschen, die sich während des Festivals belästigt fühlten. Stattdessen gab es auf der Website der Berlinale Links zur Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Die hätten die Expertise, hieß es von Seiten der Berlinale. Sei es drum!

Die Berlinale kann in Sachen #metoo eine positive Bilanz ziehen, finden auch die Frauen der bundesweiten Initiative "Pro Quote Film". Die Debatte befeuert ihre Forderung nach einer 50:50 Quote im Filmbusiness. Denn Gleichberechtigung könnte sexuellen Missbrauch zu Fall bringen. Und auf dieser Berlinale folgten nun auch Taten. Mit 100.000 Euro fördert Kulturstaatsministerin Monika Grütters eine Anlaufstelle für Missbrauchsopfer aus der Kreativbranche. Im März soll sie ihre Arbeit aufnehmen.

Die französische Website "Speak Up" für Betroffene weltweit ging während der Berlinale online. Beim Empfang der Filmhochschulen wurde ein Positionspapier vorgestellt: "Gemeinsam für Gender-Gerechtigkeit". Und in zwei Gesprächsrunden wurde über Vielfalt in der Branche und sexuelle Belästigung diskutiert. Unter anderem mit der Schauspielerin Jasmin Tabatabai. Es wird konkreter, das konnten auch die rechten Frauen der Identitären Bewegung, die das Podium stürmten, nicht verhindern.

Auf der Berlinale fand beides statt: die Diskussion über Machtmissbrauch im Sinne von #metoo und ein vielstimmiges Fordern von Gleichberechtigung in der Branche. Signale seitens der Berlinale gab es: Im Wettbewerb waren immerhin ein Viertel der Filme von Frauen, bei den Berlinale Talents 128 Frauen und 122 Männer als Nachwuchstalente geladen. Da darf bei der Preisverleihung wie bei der Eröffnung mit Anke Engelke bestimmt auch wieder zart gewitzelt werden.