- Die Weihnachtsgeschichte

"Die Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens ist die berühmteste und am meisten nacherzählte - neben der biblischen. Unzählige Male wurde sie auch vertont und verfilmt. Vor 175 Jahren hat Charles Dickens sie geschrieben. Inforadio-Kulturredakteurin Nadine Kreuzahler macht mit der geisterhaften Nacht, die einen Menschen für immer verändert, das 17. Türchen unseres Adventskalenders auf.

Charles Dickens - gespielt von Dan Stevens. "Der Mann, der Weihnachten erfand" läuft gerade im Kino und erzählt diesmal die Geschichte hinter der Geschichte. 1843. Charles Dickens ist 31 und so gut wie pleite. Seine letzten Bücher waren ein Flop. Seine Frau ist zum fünften Mal schwanger. Es ist Winter, es herrscht Armut in London. Inspiriert von alldem schreibt Dickens schließlich "Ein Weihnachtslied in Prosa, das eine Geistergeschichte über Weihnachten ist" - so der vollständige Titel. Weihnachten wurde erst im 19. Jahrhundert zum Fest der Familie - und manche behaupten, Charles Dickens hat seinen Teil dazu beigetragen.

Dickens erzählt, wie sich der Geizhals Scrooge vom rücksichtslosen Kapitalisten und Menschenfeind zum liebenswürdigen Gönner entwickelt. In nur einer Nacht. Mit der Hilfe von Geistern.

Da ist der Geist der vergangenen Weihnacht.

"man wusste nicht wie: bald war es ein Ding mit einem Arm, bald mit einem Bein, bald mit zwanzig Beinen, bald sah man nur zwei Füße ohne Kopf, bald einen Kopf ohne Leib; und das größte Wunder dabei war: die Gestalt blieb immer dieselbe".

Der Geist zwingt Scrooge dazu, sich seiner Vergangenheit zu stellen. Es gibt einen Haufen Hätte-ich-doch-nur-Momente. Reue und schlechtes Gewissen rasselt durch jede Zeile.

Dann kommt der Geist der diesjährigen Weihnacht.
Ein Geist, der von Dickens wie ein kindlicher Riese beschrieben wird.
Er zeigt Scrooge Hoffnung, Licht, Harmonie, und Geborgenheit unterm Weihnachtsbaum, in Familien, die zwar kein Geld haben, aber sich.

Tja, und dann kommt es am Ende noch mal ganz dicke. Der Geist der zukünftigen Weihnacht erscheint und zeigt Scrooge, was ihm droht, sollte er so weitermachen wie bisher. Ein einsamer Tod, von niemandem betrauert.

Und siehe da: Der kaltherzige Geizhals verwandelt sich nach dieser Nacht in einen liebenswürdigen, herzlichen Menschenfreund.

Ach, wäre es doch so einfach. In Wirklichkeit besuchen einen die Weihnachtsgeister ja jedes Jahr. Es ist ein komisches Phänomen. Man geht in sich. Lässt das Jahr Revue passieren. Sagt sich auch: ach, hätte hätte hätte ich doch mal. Sehnt sich auf einmal nach der großen Harmonie. Zeigt mehr Mitgefühl als sonst. Und verspricht sich: ab jetzt mach ich es besser. Und dann? Dann ist Weihnachten vorbei. Und alles wie immer. Bis zum nächsten Jahr. Und zur nächsten Verfilmung?

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imago/Westend61

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