Visionäre der Stadt - Das ExRotaprint-Gelände
Zum Abschluß unserer Serie stellen wir Ihnen ein Projekt vor, das es geschafft hat, ein ehemaliges Fabrikgelände im Berliner Bezirk Wedding so zu nutzen, dass es ein Ort für alle gesellschaftlichen Gruppen bleibt: das ehemalige Rotaprint Gelände an der Gottschedstraße. Historisch interessante Industriegebäude, ansässige Handwerksbetriebe, soziale Projekte oder Künstler sollten bleiben können und nicht den Boden-Spekulanten und der Gentrifizierung weichen müssen. Gabriele Heuser stellt das Projekt vor.
Die Firma stocubo produziert auf dem ExRotaprint-Gelände ein modulares Regalsystem, das sie über ihren Onlineshop europaweit vertreibt. Am Anfang war es ein 3-Mann-Betrieb, der froh war, so gut angebunden, mitten in Berlin eine bezahlbare Produktionsstätte gefunden zu haben, sagt Julia Haneke, die Geschäftsführerin:
"Dass wir vergleichsweise gute Mietkonditionen hier haben, das war auch am Anfang so: man unterstützt quasi kleine Unternehmen, Werkstätten, Künstler, ihnen hier Raum zu schaffen, damit die etwas aus ihrem Geschäftsmodell machen können ..hat bei uns bislang sehr gut funktioniert."
Rund 200 ihrer Regalwürfel verlassen heute pro Tag die Werkstatt ganz hinten links auf dem ExRotaprint Gelände. Mit 27 Mitarbeitern gehört stocubo inzwischen zu den größeren Arbeitgebern dort.
Auch die Nachbarschaft profitiert
Der Bezug zum umliegenden Kiez war den Initiatoren Daniela Brahm und Les Schliesser von Anfang an wichtig bei ihrem Projekt. Die zur Verfügung stehenden 10 000 Quadratmeter an vermietbarer Fläche werden deshalb auch heute genutzt von Mietern, die für den Wedding Sinn machen: In den Erdgeschossen der Gebäude vorwiegend vom produzierenden Gewerbe: Metallbau, Siebdruck, Elektriker, Holz-verarbeitende Werkstätten. Die Räume darüber und darunter nutzen Kreative, wie Designer, Künstler, Fotografen oder Musiker. Ein Drittel der Gesamtfläche ist für sie vorgesehen, und ein weiteres Drittel für soziale Einrichtungen. Es gibt eine Deutschschule für Migranten, Beratung für Arbeitslose, eine Schule für Schulschwänzer oder ein Projekt zur Berufsorientierung für Jugendliche.
Das Herzstück ist die Kantine
Auch das Herzstück des Geländes, die Kantine, ist offen für alle. Susanne Sattler arbeitet seit 5 Jahren hier in der Küche. Sie bereitet das Frühstück zu, backt Kuchen und rührt zwischendurch in den riesigen Kochtöpfen. Ihr Vormittag ist hektisch, denn 150 Portionen kochen sie uns ihre Helfer allein für das Hauptgeschäft am Mittag. Hier zu arbeiten gefällt ihr gut:
"Das Gelände ist herausragend, durch die Architektur, die Kantine selber ist auch schön geworden durch den Umbau, ich mag die Leute, die herkommen auf jeden Fall, unser Klientel ist super. Also es ist einfach eine gute Durchmischung und alle kommen gut miteinander aus, alle treffen sich in der Kantine. Die Kantine ist Hotspot und das finde ich schön, irgendwie kennen sich auch alle untereinander. Das ist schon sehr speziell und ganz schön."