Hildegard Bentele, CDU (Bild: Dieter Freiberg)
Bild: Klaus Dieter Freiberg

- Hildegard Bentele antwortet auf Sandra Scheeres

Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres sagte im Interview, dass Bildung kostenlos bleiben müsse - und dass sie deshalb gesetzlich gegen Zusatzbeiträge für Kindertagesstätten vorgehen wolle. Darauf entgegnet Hildegard Bentele, bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus: Es ließe sich Eltern nicht verbieten, für "Extra-Qualität" zu zahlen.

Moderator: Zugeschaltet im Hauptstadtstudio ist uns nun die Bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, das ist Hildegard Bentele. Guten Tag, Frau Bentele.

Hildegard Bentele: Guten Tag, Herr Martin.

Moderator: Sie haben ja zugehört, in manchen Kitas in Berlin werden von Eltern über 200 Euro Zusatzbeiträge verlangt, für Angebote wie Musik, Sport oder Sprache. Frau Scheeres will da einen Riegel vorschieben. Ein Gesetz dazu will sie noch in diesem Jahr vorlegen. Hat sie da Ihre Unterstützung?

Hildegard Bentele: Ja, wir müssen sehen, was in diesem Gesetz drin steht. Wir haben eine vielfältige Bildungslandschaft und wir haben eine vielfältige Kita-Landschaft. Dafür stehen wir zumindest. Wir haben auch unterschiedliche Kinder, die unterschiedliche Bedürfnisse haben und unterschiedliche Förderungen brauchen. Insofern kann man es den Eltern nicht verwehren, für Bio-Essen extra zu zahlen oder für zusätzlichen Sprachunterricht oder Musikunterricht. Das ist das Problem. Man kann alles umsonst machen, aber dann sinkt die Qualität. Ich glaube nicht, dass man den Eltern verwehren kann für Extra-Qualität – die sie unter dem kostenfreien Angebot nicht mehr finden – extra zu zahlen.

Moderator: Sie haben gerade Beispiele genannt. Wie müsste es denn aussehen? Sie haben ja jetzt die Möglichkeit, Ihre Vorstellungen darzulegen. Wenn Sie sagen, Beschränkungen, wie sollten die aussehen?

Hildegard Bentele: Wir müssen sehen, welche Liste da kommt. Wie gesagt, die Sachen, die ich genannt habe, dafür finde ich es legitim, Zusatzzahlungen zu nehmen. 50 Prozent aller Kinder haben Migrationshintergrund, sprechen also eine zweite Sprache, weshalb soll die zweite Sprache nicht auch schon in der Kita gefördert werden? Die Europaschulen sind ja ein Projekt, das der Senat hochhält. Wenn zweisprachige Erziehung gefördert werden soll, warum soll das nicht schon in der Kita stattfinden? Wir müssen diese Liste sehen. Es gibt ja auch Zusatzbeiträge, für Sachen, die wirklich nicht sinnvoll sind, für Kautionen und anderes, was nicht mit der Qualität in Verbindung steht. Aber grundsätzlich halten wir Zuzahlung nicht für unmöglich.

Moderator: Ok. Stichwort Qualität: Die Qualität der Kitas will die Senatorin ebenfalls erhöhen. Sie will, dass Logopäden, Kunsttherapeuten, Heilpädagogen, vergleichbare Berufe die Arbeit in Kitas ermöglicht wird. Guter Weg für Sie?

Hildegard Bentele: Es ist alles richtig, was die Qualität der Kitas steigert. Es ist ja schon ein bisschen erstaunlich, dass wir eine sehr hohe Kita-Quote haben, vor allem im letzten Jahr vor der Schule. Aber in der Grundschule ganz große Probleme, die dann spätestens bei der VERA-3-Vergleichsstudie zutage treten. Eigentlich müsste man glauben, wenn es ein Bildungsprogramm gibt an den Berliner Kitas und so viel darin investiert wird, dann müssten wir auch ganz gute Grundschüler haben. Oder gut vorbereitete Grundschüler. Aber das ist leider nicht der Fall. Da muss noch sehr sehr viel getan werden und jede Profession, die dazu was beitragen kann, ist herzlich willkommen.

Moderator: Sie haben die Brücke geschlagen zu den Schulen. Die immer noch schwachen Ergebnisse Berlins im Bundesvergleich – zum Beispiel mit Blick auf Mathe oder Deutsch – da sagt Frau Scheeres, das liegt u.a. auch an der hohen Inklusions- und Integrationsrate in Berlin – mit rund 60 Prozent deutlich höher als in andern Bundesländern. Nachvollziehbar für Sie?

Hildegard Bentele: Das kann eine Rolle spielen, ich glaube aber, dass wir grundsätzlich auch den „normalen“ Schülern – sozusagen – Probleme haben. Das zeigt sich ja auch an den Gymnasien, wo wir weniger Inklusion haben und auch weniger Kinder mit Migrationshintergrund. Auch dort gibt es Leistungsrückstände. Wir müssen da ganz konkret die Frage nach der Qualität stellen. Wir haben da in der letzten Legislatur einen Schritt getan, beispielsweise die Grundschullehrer besser auszubilden. Die müssen Mathe und Deutsch jetzt als Pflichtfach belegen und studieren. Sie studieren auch länger. Insofern haben wir da einen guten Schritt getan für die Qualitätsverbesserung. Aber jetzt müssen wir warten, bis diese Lehrer an den Start gehen.

Moderator: Es sollen ja neue Lehrer kommen, 300 allein an den Grundschulen. Werden die kommen? Was denken Sie?

Hildegard Bentele: Das wird sehr, sehr schwierig. Was wir momentan haben, ist ein großer Mischmasch. Es ist ja so, dass wir alle möglichen Leute einstellen. Auch Studienräte an den Grundschulen einstellen. Ich glaub, das ist genau das Qualitätsproblem, das wir haben, dass wir – einfach nur, um den Bedarf zu decken – Leute reinholen. Sogar Quereinsteiger, die überhaupt kein Fach studiert haben und überhaupt keine pädagogische Erfahrung haben. Ich sehe da ein großes Problem. Frau Scheeres müssten sich viel mehr Gedanken machen, wie wir die Bedingungen für Lehrer, wie wir die Attraktivität steigern können. Wir haben da auch ganz konkrete Vorschläge gemacht. Beispielsweise ein Stipendienprogramm für Mangelfächer. Wir halten nach wie vor hoch, was uns alle Lehrer sagen: Wenn sie hier in Berlin verbeamtet würden, würden sie auch bleiben“. Oder mehr bleiben als bisher. Aber mit diesen Fragen möchte sich Frau Scheeres auch gar nicht auseinandersetzen. das ist immer nur so ein Zupflastern der aktuellen Baustellen und keine strukturelle Verbesserung.

Moderator: Herzlichen Dank für Bentele und Ihnen noch einen guten Tag.

Hildegard Bentele: Sehr gerne.

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