Flüchtlinge in einem Boot vor Lampedusa (Bild: imago)

- Station 3: Lampedusa

Dickson Mobosi wurde von Gaddafis Soldaten nach Lampedusa gebracht, dort wurde er auf ein UN-Schiff geschickt, das Flüchtlinge ans italienische Festland nach Bari mitnahm.

"Gaddafis Soldaten haben versucht, so viele Schwarze, wie möglich, nach Lampedusa zu schicken, denn die Rebellen hätten uns getötet, daran bestand kein Zweifel", erzählt Dickson Mobosi.

Zwei Tage dauerte die Fahrt mit dem Schiff von Tripolis nach Lampedusa. Mobosi erinnert sich: "Dort war ich nur eine Nacht, dann wurde ich auf ein großes UN-Schiff für 2000 bis 3000 Flüchtlinge geschickt, das hat uns dann ans italienische Festland nach Bari gebracht."

Dort blieb er zwei Wochen und kam dann in ein Asylbewerberheim nach Siena in der Toskana. Mobosi beschreibt die Menschen dort als "verblendet und rassistisch, ein No-Go-Area für Schwarze: Überall, wo du ankommst, gehen sie einen Schritt zur Seite."

Im Asylbewerberheim hätten sich die Betreuer zwar Mühe gegeben, aber die Flüchtlinge hätten schnell gemerkt, dass es für sie keine Zukunft in Italien gibt. Nicht einmal für die Einheimischen gibt es genügend Jobs. Italien ist in der Krise. Du kannst dir keine Wohnung mieten, du hast kein Geld, du bist nur ein Stück Dreck."

Mobosi fuhr illegal in Schweiz und schlug sich mit Schwarzarbeit durch. "Wir haben Afrikaner, die dort leben, angesprochen und konnten ab und zu auf Farmen arbeiten und Obst pflücken. Geschlafen haben wir bei irgendwelchen NGOs (Nicht-Regierungs-Organisationen)." Doch das Geld sei immer Ruck-Zuck weg gewesen, "kaum dass du zwei Sachen gekauft hast." Die Schweiz ist teuer, deshalb sei er wieder nach Italien gefahren..

"Als ich wieder zurück kam, sah ich wieder all die Schwarzen Tag und Nacht vor den Supermärkten stehen und betteln. Ich wusste: Ich kann das nicht mehr, und so bin ich wieder gereist, nach Norwegen."

Interview

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Der nigerianische Flüchtling Dickson Mobosi - Foto: rbb Inforadio/Oliver Soos
rbb Inforadio/Oliver Soos

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