Interview - Handelsexperte zu Galeria-Schließung: "Wird nicht bei den 16 bleiben"
Das Geschäftsmodell des Warenhauses rechne sich nicht mehr, erklärt der Handelsexperte Gerrit Heinemann mit Blick auf die angekündigte Schließung von Galeria-Filialen. Zudem sagt er, die Innenstädte müssten sich vom Einzelhandel unabhäniger machen.
Der Konzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt Ende August 16 seiner 92 Filialen. Darunter sind auch drei in Berlin und die letzte verbliebene Brandenburger Filiale in Potsdam.
"Insbesondere durch das Internet hat sich das Kaufverhalten radikal verändert", sagt Gerrit Heinemann, Handelsexperte von der Hochschule Niederrhein. Da könnten die Warenhäuser schon lange nicht mithalten, "hatten aber schon vor dem Internet massive Verluste".
Das Geschäftsmodell des Warenhauses rechne sich nicht mehr. "Die Menschen stimmen mit den Füßen ab, immer weniger kaufen in Warenhäusern ein." Unter anderem seien die Personalkosten für Fachberatung überproportional hoch. "Der Kunde von heute informiert sich selbst. Er findet alle Informationen im Internet." Jeder siebte Kunde fühle sich zudem besser informiert als das Ladenpersonal.
Handel mit 120 000 offenen Stellen: Galeria-Mitarbeiter gefragt
Der Handel hat laut dem Experten 120 000 offene Stellen, die er nicht besetzen kann. Daher erklärt Heinemann mit Blick auf die Angestellten bei Galeria Karstadt Kaufhof, die von der Schließung der 16 Filialen betroffen sind: "Wenn eines relativ sicher ist, dann dass die Mitarbeiter unterkommen, denn andere Händler suchen händeringend."
"Die ursprüngliche Magnetfunktion von Warenhäusern gibt es nicht mehr". Eine durchschnittliche Aldi-Filiale erzeuge mehr Frequenz in Städten als Warenhäuser. Nun seien Kommunalpolitiker gefordert. So müssten etwa Nutzungsvorgaben für Gebäude geändert werden.
Handelsexperte: In Innenstädten fehlt Grün
Außerdem sollten sich Innenstädte vom Einzelhandel unabhängiger machen, so Heinemann: "Hier haben die Städte wirklich die große Chance, die Städte attraktiv auszurichten." Die Menschen wünschten sich mehr Grün, Ruhezonen und Aufenthaltsqualität.
Mit Blick auf die Schließungen bei Galeria Karstadt Kaufhof bilanziert der Handelsexperte: "Es wird nicht bei den 16 bleiben."