Digitalradio (Bild: imago)

- Das Radio ist tot, es lebe das Radio

Als das Fernsehen und dann noch das Internet kamen, wurde das Radio oft totgesagt - überlebt hat es trotzdem. Wo geht diese Entwicklung hin? Samuel Jackisch blickt zurück und voraus.

Als das Fernsehen kam (und später das Internet) wurde das Radio immer wieder totgesagt – überlebt hat es trotzdem. Wo diese Entwicklung einmal in Zukunft hingehen wird - Samuel Jackisch blickt zurück und voraus.
Eine Kiste im Wohnzimmer, die ganz von allein Musik spielt und spricht: Diese Erfindung sahen die Deutschen anfangs noch skeptisch. Hersteller hatten es lange Zeit schwer, ihren Kunden zu erklären was ein Radio ist - und wozu man es überhaupt braucht.

90 Jahre später wollen die Deutschen ihren Rundfunk nicht wieder hergeben, sagt die Statistik: Jeden Tag hört jeder von ihnen im Schnitt fast dreieinhalb Stunden Radio – meistens immer denselben Sender. Dass die Nutzung vor allem bei jüngeren Hörern leicht abnimmt, das liege an der wachsenden Konkurrenz aus dem Internet, sagt Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer beim Branchenverband BITKOM:

"Junge Menschen wählen aus, wollen diese Auswahl auch, und entscheiden sich dann ganz bewusst für ein Programm. Das sie im Übrigen nicht nur dann wahrnehmen, wenn es ausgestrahlt wird, sondern das sie sich auch mitnehmen, zum Beispiel als Podcast."

Die Wahl aus 3000 Internetradios

Neben den klassischen Radiostationen mit eigener Frequenz kann der Hörer auch aus fast 3000 Internetradios wählen, allein aus Deutschland, dazu kommen noch Zehntausende aus aller Welt. Diese riesige Auswahl überfordere jedoch viele Nutzer, sagt der Düsseldorfer Blogger und Radiomacher Daniel Fiene. Die Zukunft des Radiohörens sieht er in der Möglichkeit, sich aus einzelnen Elementen von Sendern aus der ganzen Welt sein eigenes, persönliches Lieblingsprogramm zusammenzustellen:

"Wenn ich zum Beispiel sage: Ich möchte gern soundso viel Wortanteil, so viel Musik, davon so viel Sport, so viel Politik, ein paar digitale Themen, und wenn Breaking News sind, dann möchte ich die natürlich nicht verpassen. Dass mir dann dieser Radiostream so zusammengestellt wird."
Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) (Bild: DPA)
Bernhard Rohleder (BITKOM)

Das Radio muss sich neu erfinden - wieder einmal.

Wer seinem Lieblingssender mit den vertrauten Stimmen aus der Region treu bleiben wolle, der werde in Zukunft ebenfalls mehr Möglichkeiten haben, das Programm nach persönlichen Vorlieben abzuändern – und auch mal einen Song aus der eigenen Spotify- oder iTunes-Bibliothek einzustreuen. Empfangen werden wir dieses Radio der Zukunft über das Internet. Die sprechende Kiste im Wohnzimmer, die nur Radio kann, die werde bis dahin endgültig ausgestorben sein, sagt Bernhard Rohleder.

"Wir werden in Zukunft zuhause Radio hören über zentrale Empfangsmodule, die unter anderem Radio empfangen, aber noch sehr viel mehr – und auf verschiedene Ausgabegeräte in der Wohnung das empfangene Radioprogramm ausgeben. Wenn wir unterwegs sind, werden wir insbesondere mit Smart Phones Radio hören, aber auch mit ganz neuen Geräten, die gerade erst in den Markt kommen."

Bis zu seinem 100. Geburtstag wird sich das Radio also sowohl inhaltlich als auch technisch neu erfinden müssen – es wäre nicht das erste Mal.