Revolution of Sound. Tangerine Dream: Edgar Froese, Christoph Franke, Johannes Schmölling (1980) - © Jerome Froese-Archiv
Bild: Jerome Froese-Archiv

- Berlinale Tipp: Revolution of Sound. Tangerine Dream

Aus den fast 400 auf der 67. Berlinale präsentierten Filmen empfiehlt Reiner Veit am siebten Tag des Filmfestivals eine Dokumentation über eine legendäre Band: "Revolution of Sound.Tangerin Dream", einer Co-Produktion, an der auch der rbb beteiligt ist.

Es gibt Dokumentarfilme, die visuell so bestechend sind, wo die Gefahr besteht, dass der transportierte Inhalt etwas auf der Strecke bleibt. Und es gibt jene Filme, die weniger durch ihre Schnitte oder aufregenden Bilder spannend sind, als durch ihr kenntnisreiches Wissen, das vermittelt wird. Zur letzten Art gehört die rbb-Co-Produktion "Revolution of Sound. Tangerine Dream" von Margarete Kreuzer.

Eine genaue Recherche über jene legendäre Band, die in den 60er Jahren vom Berliner Musiker Edgar Froese gegründet wurde. Eine der ersten Elektronikbands überhaupt. Und dass der Elektro-Pionier Froese seine Vorstellung von Musik gerade in Berlin umsetzte, kommt wahrscheinlich auch nicht von ungefähr, ist Berlin doch eine Stadt, der man nachsagt, dass sie nie ist und immer nur wird. Ebenso verhält es sich mit dem Sound von Tangerine Dream. Er ist permanten am werden und sich verändern.

Froese experimentiert mit seiner Science Fiction of Sound. Konventionelle Instrumente haben kaum Platz. Froese mischt Herzschlag und Atemgeräusche, experimentiert mit Klängen, die dem Weltall, abgelauscht wurden, erzeugt neue Töne mithilfe von Computern, von Moogs und Sythesizern.

Über Tangerine Dream mit ihren stetig wechselnden Besetzungen hat Margarete Kreuzer ihren anderthalbstündige Dokumentation "Revolution of Sound. Tangerine Dream" gedreht. Mit teilweise bislang unveröffentlichem Filmmaterial und Fotos, Konzertausschnitten ihrer Touren, die sie in die ganze Welt führten und anhand von Gesprächen mit Musikern, und Bandmitgliedern, etwa dem französischen Elektromusiker Jean Michel Jarre, der ein großer Bewunderer Froeses war.

Entstanden ist eine kenntnisreiche Biografie einer Band. Mit vielen Anekdoten, etwa der, dass sich sogar die katholische Kirche mit Tangerine Dream befasst hat und verbot, die Band in ihren Kirchen oder kirchlichen Einrichtungen auftreten zu lassen. Inhaltlich ist diese Revolution des Sounds sorgfältig und fundiert, als Film jedoch nicht unbedingt immer so toll gelungen, was zum Teil auch am vorgefundenen Bild-Material lag. Dass zwar von den Hollywood-Filmen die Rede ist, für die Tangerine Dream immer häufiger Musik schrieben, wir aber kaum Ausschnitte zu sehen oder zu hören kriegen, das mag noch mit teuren Rechtefragen zu tun haben, aber dass immer und immer wieder und penetrante Fotos von fremden Galaxien eingeschnitten sind, ist einfach zu banal um einfach hingenommen zu werden. Wer jedoch mehr an Fakten über einen musikalischen Visionär erfahren will, dem vermittelt Margarete Kreuzer tiefe Einblicke in die musikalische Welt Froeses, seiner Mitmusiker und ihren permanenten musikalischen Metamorphosen -  auf der Suche nach dem definitiven Sound, nach der ultimativen Musik.

 

 

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