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An allen Tagen der diesjährigen Berlinale gab Filmkritier Reiner Veit einen ganz persönlichen und besondern Filmtipp. Sein letzter Tipp: "Avanti Popolo" des israelischen Regisseurs Rafi Bukaee.
Weshalb der israelische Film "Avanti Popolo" von Rafi Buk?? auf keiner Liste mit den hundert besten Filmen aller Zeiten zu finden ist, bleibt Filmkritiker Reiner Veit ein Rätsel, denn für ihn ist er ein großartiger Film.
Gedreht wurde "Avanti Popolo" 1986 und spielt in den letzten Stunden des Sechs-Tage-Kriegs. Der Zuschauer irrt mit einer kleinen Gruppe ägyptischer Soldaten durch die Wüste. Es gibt Streit: einer der Soldaten stirbt, die anderen ziehen weiter. Gesprochen wird nur wenig, und wenn, dann sind es ergreifende, merkwürdige oder komische Sätze.
Bei ihrer Suche nach Wasser finden die Soldaten einen Jeep der UN, einen toten schwedischen Soldaten und ein paar Flaschen Whisky. Sturzbetrunken sitzen sie da und reden, treffen auf ein britisches TV-Team mit einem komplett ignoranten Journalisten, der nichts mit diesen Soldaten anzufangen weiß. Er sucht Blut und Gemetzel und keine besoffenen Ägypter.
Die ganze Situation ist vollkommen bizarr und absurd. Volltrunken wie sie sind, trifft das sonderbare Duo irgendwann auf einen Haufen israelischer Soldaten, die auch nicht wissen, was sie mit dieser Situation anfangen sollen und überfordert sind. Zum Schießen herrscht zu viel Frieden und für den Frieden noch zu viel Krieg. Sie wollen die beiden einfach nur irgendwie loswerden, verscheuchen wie lästige Fliegen - aber die beiden bleiben hartnäckig. Die Situation droht zu eskalieren, als einer der ägyptischen Soldaten Shakespeare zitiert. Gemeinsam ziehen die israelischen und ägyptischen Soldaten weiter durch die Wüste, bis - eine Mine explodiert - ein Ägypter das Leben eines Israeli rettet und andere israelische Soldaten das Feuer eröffnen.
Der Regisseur Rafi Bukaee braucht nicht viele Worte, um die ganze Absurdität des Krieges, dieser Situation, klarzumachen. Mit kleinsten Mitteln erreicht er große Wirkung.
"Avanti Popolo" ist todtraurig - und von großer Komik in der nächsten Sekunde, baut ganz auf die Gesichter seiner Schauspieler, auf Musik und auf Geräusche. Der Film löste bei seinem Kinostart in Israel heftige Reaktionen aus: Er wurde zwar für einen Auslands-Oscar vorgeschlagen, aber die American Film Academy lehnte ab. Aus Kostengründen auf bereits abgelaufenen Filmmaterial gedreht, wurde er nun aufwändig restauriert.