Das Seelabor im Stechlinsee - Foto: Oczipka/IGB

- Der Große Stechlin: Himmelsleuchten überm See

Ein weiterer interessanter Wissenschaftsort in Brandenburg liegt in Neuglobsow am Großen Stechlin: Thomas Prinzler war dem Sternenleuchten am Stechlinsee auf der Spur.

Theodor Fontane: "Da lag er vor uns, der buchtenreiche See, geheimnisvoll, einem Stummen gleich, den es zu sprechen drängt ... Und wir setzten uns an den Rand eines Vorsprungs und horchten auf die Stille. Die blieb, wie sie war: kein Boot, kein Vogel; auch kein Gewölk. Nur Grün und Blau und Sonne."

... und  im 21. Jahrhundert, mitten im See steht das Seelabor des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei, das in Neuglobsow am Seeufer eine Forschungsstation unterhält.

BILDERGALERIE

Die Lichtverschmutzung

Seit 2012 sind im Stechlin um ein 30 Meter großes Wasserbecken 24 Neun-Meter Zylinder angeordnet, die rund 20 Meter tief bis zum Grund reichen. Welche Veränderungen bewirkt der Klimawandel an Tieren und Pflanzen, an Plankton, Fischen und Algen im See? Das war eine Forschungsfrage der letzten Jahre. Um das aktuelle Experiment zu besichtigen fährt Thomas Prinzler mit Dr. Peter Kasprzak hinaus zum Seelabor.

Auf schwankendem Steg erklärt er den gerade gestarteten Versuch, der irgendwie auch mit dem Licht von Berlin zu tun hat: "(...) mit dem Licht, das durch die Menschen entsteht. Das bedeutet, dass es an einigen Stellen nicht mehr wie vor Jahrmillionen war: am Tag hell und in der Nacht stockdunkel, sondern auch in der Nacht hell. Da stellt sich die Frage, ob Organismen - sowohl Pflanzen und Tiere - auf diese geänderten Bedingungen reagieren und wenn ja, wie sie das machen und was das für Auswirkungen hat."

Himmelsleuchten

Und um das zu untersuchen, braucht man einen möglichst dunklen Ort, weitab von Städten wie Berlin. Da bietet der Große Stechlin mit dem vorhandenen Seelabor ideale Voraussetzungen. Die Hälfte der Zylinder bleibt dunkel, die anderen werden beleuchtet, erklärt Peter Kasprzak:  

"Hier sind kleine weiße Kästchen, LEDs, mit denen wir das Licht erzeugen und sehr fein dosiert steuern können. Diese LEDs mit ihrem Kunstlicht scheinen dann in ein Versuchsgefäß, in einen Zylinder hinein. Damit simulieren wir etwas, das unter dem begriff Skyglow - Himmelsleuchten - bekannt geworden ist. Wenn man beispielsweise von hier in Richtung Fürstenberg schaut oder sich nachts Berlin nähert, sieht man, dass das Licht, das von den zahlreichen Lichtquellen gegen die Wolken geworfen wird, von den Wolken reflektiert wird. Dieses reflektierte Licht wollen wir hier simulieren, die Menge und seine Bedeutung, wenn es in so ein Gewässer wie den Stechlinsee eindringt."

Im See bewegt sich Zooplankton, kleine Tiere und Krebse, die dort leben. Diese Tiere können nicht detailgenau sehen, aber wahrnehmen, ob viel oder wenig Licht da ist, sagt Kasprzak: "Das ist eins unserer Versuchsobjekte. Wir wollen wissen, wie sich die Wanderungsbewegungen des das Zooplanktons und Einbringung von künstlichem Licht verändern."

Helligkeits-Simulationen

Licht so hell wie bei Vollmond, Licht eher dunkler wie bei Neumond. Für die Installation und die Messung des Lichtes ist der Physiker Andreas Jechow verantwortlich:

Wir hatten als Vorgabe, dass wir Daten auswerten über die Himmelshelligkeit auf einer globalen Skala: Wie ist es in Hongkong, wie ist es in Berlin, wie ist es in so relativ entlegenen Orten wie Neuglobsow am Stechlinsee. Anhand dieser Daten wollen wir einen Lichtwert zu designen, der ein relativ diffuses, angenehmes, flächig gut verteiltes Licht auf den See bringt und in einer bestimmten Wassertiefe eine bestimmte Helligkeit simuliert."

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Sternwarte auf dem Telegrafenberg im Wissenschaftspark Albert-Einstein in Potsdam (Bild: imago/INSADCO)

Wissenswerte Landpartie

Brandenburg ist reich an wissenschaftlichen und wissenschaftshistorischen Standorten - nicht nur in Potsdam, Frankfurt/O oder Cottbus. Thomas Prinzler hat verschiedene wissenschaftliche Institute, Orte und Museen besucht.