Historisches Gebäude des 1940 gegründeten Laboratoriums für kernphysikalische Forschung - Foto: rbb Inforadio/Thomas Prinzler

- Das DESY in Zeuthen

Im ruhigen Zeuthen am südöstlichen Rande Berlins, am Zeuthener See, befindet sich der Brandenburger Standort des Forschungszentrums DESY der Helmholtzgemeinschaft in Hamburg. DESY steht für Teilchenbeschleuniger, mit denen in das Innerste der Materie geblickt werden kann. Aber DESY steht auch für die Erforschung der Teilchenströme aus dem Weltraum mit Teleskopen. Thomas Prinzler hat das Forschungszentrum in Zeuthen besucht. 

Idyllisch ist es am Zeuthener See, Segel- und Motorboote ziehen vorbei oder liegen an den Stegen der Bootshäuser und Villen. Und dazwischen ein altes, rotes Backsteingebäude: Hankels Ablage, ein sehr bekanntes Ausflugslokal im 19. Jahrhundert, das auch Erwähnung findet in Theodor Fontanes "Irrungen, Wirrungen".

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Hankels Ablage, eigentlich ein Seglerschloss, ist heute der Verwaltungssitz des Forschungscampus, wo sich Thomas Prinzler mit  Campus-Chef Prof. Christian Stegmann verabredet hat. Er wollte von ihm wissen, warum das Forschungszentrum DESY am Zeuthener See steht.

Prof. Christian Stegmann, Leiter des DESY-Standortes in Zeuthen - Foto: rbb Inforadio/Thomas Prinzler
Prof. Christian Stegmann, Leiter des DESY-Standortes in Zeuthen

Der Vorläufer des DESY

Prof. Dr. Christian Stegmann: "Es ist das ehemalige Akademieinstitut für Hochenergiephysik an der Akademie der Wissenschaften der DDR und war das Zentrum für Teilchenphysik in der DDR. Schon vor der Wende hat es Beziehungen gegeben zum DESY. Man hat gemeinsam an einer Beschleunigeranlage, an Experimenten in Hamburg gearbeitet. Und nach der Wende sind ja alle Akademieinstitute evaluiert worden. Dieses Institut ist sehr gut evaluiert worden, deswegen hat damals das DESY in Hamburg beschlossen, es zu seinem zweiten Standort zu machen."

Die Gebäude sind älter als DDR. Sie stammen aus den 30er und 40er Jahren.

In den vierziger Jahren sei es nämlich so gewesen, dass der damalige Reichspostminister Ohnesorg hier ein Wissenschaftsinstitut aufgebaut hat, in dem es im Wesentlichen um Kernforschung ging, sagt Stegmann. Das sei sein Beitrag gewesen, um die Atombombe möglich zu machen. "Wir sind alle sehr froh, dass das nicht geklappt hat, auch wenn das, was hier versucht wurde mit dem, was in Amerika im Manhattan-Projekt gemacht wurde, ganz kläglich war - zum Glück, muss man sagen."

Wo stehen wir?

Heute konzentrieren sich die Wissenschaftler in Zeuthen darauf, die Teilchenstrahlung aus den Tiefen des Weltalls zu verstehen, die Daten, die riesige Teleskope in Spanien, Chile oder am Südpol empfangen, zu analysieren, um die Welt besser verstehen zu können. Das ist die Hauptmotivation des Astroteilchenphysikers Christian Stegmann: "Eigentlich ist es diese Urfrage, die uns treibt, dieses wo stehen wir? Welche Rolle haben wir in unserem Universum, und welchen Weg nimmt unser Universum? Für mich ist das eine Frage, die die Kultur des Menschen ausmacht und deshalb Motivation genug, da meinen Lebensschwerpunkt zu setzen."

Die Atmosphäre eines Ortes ist sehr wichtig

Dabei sind Christian Stegmann und seine Kollegen Teil des internationalen Konsortiums, das eine große Teleskopanlage plant und bauen wird - das Cherenkov Telescope Array, kurz CTA. Gerade erst wurde DESY in Zeuthen als Standort für den Neubau des Daten- und Forschungszentrum  von CTA ausgewählt.

Wiese und Park und das institutseigene Beachvolleyballfeld am Wasser verschwinden werden deswegen aber auf keinen Fall verschwinden, sagt Stegmann: "Das bleibt alles. Es ist sehr wichtig, dass dieser schöne Ort in Brandenburg weiterhin so schön bleibt. Weil Wissenschaft  nicht nur in Büros stattfindet oder vor dem Bildschirm, sondern im Wesentlichen auch durch Kommunikation. Das bedeutet, dass Leute sich treffen, miteinander reden und das auch noch in einer schönen Umgebung tun. Da werden einfach die besten Ideen bei geboren. Und wenn man hier über den Zeuthener See schaut, wo gerade ein Boot ganz ruhig vorbeifährt, dann ist das  eine sehr inspirierende Atmosphäre, und die soll auch erhalten bleiben."

Die Atmosphäre eines Ortes sei eben wichtig - und ganz besonders auch für international renommierte Gastwissenschaftler, die zukünftig verstärkt im Forschungszentrum  DESY  am Zeuthener See arbeiten werden.

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Sternwarte auf dem Telegrafenberg im Wissenschaftspark Albert-Einstein in Potsdam (Bild: imago/INSADCO)

Wissenswerte Landpartie

Brandenburg ist reich an wissenschaftlichen und wissenschaftshistorischen Standorten - nicht nur in Potsdam, Frankfurt/O oder Cottbus. Thomas Prinzler hat verschiedene wissenschaftliche Institute, Orte und Museen besucht.