Blick auf das ehemalige Gutshaus von Albrecht Daniel Thaer - Foto: rbb Inforadio/Thomas Prinzler
Blick auf das ehemalige Gutshaus von Albrecht Daniel Thaer

- Albrecht Daniel Thaers Möglin

Das Dorf Möglin liegt am Rande des Oderbruchs, in der Nähe von Wriezen, umgeben von Feldern und Wiesen. Sehr idyllisch. Doch Möglin ist weltweit bekannt: Hier hatte Albrecht Daniel Thaer im 19. Jahrhundert sein Mustergut und seine landwirtschaftliche Akademie. Thaer gilt als der Begründer der Agrarwissenschaft, er hat der Landwirtschaft eine wissenschaftliche Basis gegeben. Heute erinnert ein Museum an ihn. Thomas Prinzler hat es besucht.

Wer müht sich wohl im Garten dort,
Und mustert jedes Beet?
Er pflanzt und giesst, und spricht kein Wort,
So schön auch alles steht.

Kein geringerer als Johann Wolfgang von Goethe verfasste im Mai 1824 dieses Jubellied auf Albrecht Daniel Thaer zu dessen 50. Doktor-Jubiläum. Und Carl Friedrich Zelter, der Direktor der Berliner Singakademie vertonte es. Wer aber war dieser Thaer, der auf seinem Gut in Möglin die Landwirtschaft revolutionierte und von dem Goethe schrieb: "Der Mann gehört zuerst Preußen an, sodann aber auch der ganzen Welt, sein Ruf und Ruhm sind gründlich …"

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Grundlagen für die Landwirtschaftswissenschaften

Albrecht Daniel Thaer war Arzt, befasste sich aber schon in seiner Heimat Celle mit der Landwirtschaft. Der preußische Reformer Graf Hardenberg holte ihn ins Oderland und vermittelte den Kauf des Rittergutes Möglin.

"Er wollte nicht nur eine Akademie errichten, wo er Forschung und Ausbildung macht, sondern er wollte das auch in die Produktion übertragen. Er hat immer einen großen Hang zur angewandten Wissenschaft gehabt," sagt der Agrarwissenschaftler Dr. Wilfried Hübner, Geschäftsführer der Thaer-Gesellschaft, die das Museum unterhält.   

Damals habe man sich kaum Gedanken über die Möglichkeiten der Landwirtschaft gemacht: "Man muss mitdenken und man muss Landwirtschaft auch als Wissenschaft betreiben können. Thaer hat die Grundlagen für die Landwirtschaftswissenschaften überhaupt erst gelegt. Thaer hat dann auch Landwirtschaftsliteratur erarbeitet, herausgegeben und verbreitet, was der Landwirtschaft sehr große Vorteile gebracht hat. Der denkende Mensch, der denkende Mann, sollte es sein, der die Landwirtschaft betreibt und nicht ein abhängiger, gekrümmter Bauer, der gerade so das Überleben im Kopf hat."

"Möglin ist nur Thaer"

Sein  Standardwerk "Grundsätze der rationellen Landwirthschaft" 1809 bis 12 erschienen, verbreitete sich weltweit, gehört noch heute zum Beispiel auch in Japan zur landwirtschaftliche Grundlagenliteratur. Thaer war Professor in Berlin,  unterrichtete in Möglin seine Studenten, zumeist wohlhabende Söhne von Rittergurtbesitzern.

Er befasste sich in Theorie und Praxis mit Bodenkunde, Düngerlehre, Acker und Pflanzenbau, mit Melioration und Tierhaltung. Er führte verschiedene landwirtschaftliche Geräte, spezielle Pflüge und Eggen aus England nach Deutschland ein, war auch erfolgreicher Schafzüchter, galt auf dem Berliner Wollmarkt als Wollkönig.

"Möglin, ist, wenn man den Ausdruck gestatten will, 'nur Thaer', und in diesem Umstande liegt sein Reiz und seine Eigentümlichkeit," schrieb Theodor Fontane in seinen Wanderungen über seinen Besuch in Möglin später. Die Gedenkstätte am historischen Ort gegenüber dem Thaerschen Gutshaus würdigt mit interessanten landwirtschaftlichen Exponaten und Schautafeln den Agrarwissenschaftler Albrecht Daniel Thaer.

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Sternwarte auf dem Telegrafenberg im Wissenschaftspark Albert-Einstein in Potsdam (Bild: imago/INSADCO)

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