Englisches Frühstück
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100 Sekunden Leben - Speck im Kaffee

Der Bundeslandwirtschaftsminister hat nichts dagegen, wenn Uli Hoeneß Speck in seinen Kaffee rührt. Das hat Cem Özdemir dem Tagesspiegel gesagt. Unserem Kolumnisten Thomas Hollmann kommt dieser wurstige Verzehrtipp bekannt vor.

Als ich die Überschrift gestern im Tagesspiegel las, dachte ich, das ist doch nicht neu. "Von mir aus kann Uli Hoeneß Speck in seinen Kaffee werfen." So war das Interview mit Cem Özdemir überschrieben. Und fast genauso hatte es der Bundeslandwirtschaftsminister bereits im Oktober getwittert, als er folgenden Verzehrhinweis für den Ehrenpräsidenten des FC Bayern München formulierte: "Trinken Sie Ihren Kaffee schwarz, mit Milch, Zucker, Süßstoff oder auch mit Schinkenwürfeln, wenn Sie das wollen." Und jetzt frage ich mich: Haben die beim Tagesspiegel kein Google? Oder interessiert die das nicht, was ein Minister vorher schon mal gesagt hat? Oder hält der Tagesspiegel Speck im Kaffee für eine derart witzige Darreichungsform, dass die auch ein zweites Mal für eine Kalauer-Headline taugt? Müsste man mal nachfragen.

Auch bei Cem Özdemir. Ob der womöglich eine Uli-Hoeneß-Obsession hat? Wäre ja verständlich, ist der Hoeneß doch nicht nur Wurstfabrikant, sondern mutmaßlich auch ein CSU-Wähler. Und nach der Bayern-Wahl hat der Hoeneß behauptet, der Özdemir wolle ihm den Zucker im Kaffee verbieten und deshalb erstarke die AfD. Diese These ist nicht wirklich von Fakten gestützt. Deshalb ist es natürlich verlockend, den kalten Schweinekaffee noch einmal aufzubrühen, um zu beweisen, dass der Hoeneß keine Ahnung hat und die Grünen keine Verbotspartei sind. Allerdings: Wenn man Kaffee zu häufig aufbrüht, schmeckt der irgendwann fad, was immer man in den reinwirft. Das müsste eigentlich auch die Gourmet-Redaktion des Tagesspiegel wissen.

Zumal es aromatischere Varianten gibt. Linsen-Cappuccino mit Knusper-Bacon beispielsweise. Oder Maronen-Cappuccino mit Brunnenkresse und Speck. Oder auch Kokos-Curry-Cappuccino. Das wäre allerdings eine Veggie-Variante - und damit wohl eher nichts für Uli Hoeneß.

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100 Sekunden Leben
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100 Sekunden Leben

Doris Anselm, Thomas Hollmann, Wlada Kolosowa, Sebastian Schiller, Hendrik Schröder und Ebru Taşdemir betrachten mit einem schrägen Seitenblick Phänomene aus ihrem analogen und virtuellen Leben.