Auf einer Werbetafel informiert die Stadt Paris über eine Bürgerbefragung zu erhöhten Parkgebühren für SUV (Bild: picture alliance/dpa/Michael Evers)
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100 Sekunden Leben - Internationaler Kulturkampf um den SUV

In Paris wird das Parken teuer. Zumindest für SUV-Fahrer, die zu Besuch in der französischen Hauptstadt sind. Für sie kostet eine Stunde künftig 18 Euro. Bei einer Bürgerbefragung stimmte eine Mehrheit für die Verdreifachung der Parkgebühren. Thomas Hollmann fragt sich, wie ein solches Votum in Berlin ausgehen würde.

In Paris wird das Parken teuer. Zumindest für SUV-Fahrer. Eine Stunde kostet künftig 18 Euro statt sechs. Bei einer Bürgerbefragung stimmte eine Mehrheit für die Verdreifachung der Parkgebühren. Unser Kolumnist Thomas Hollmann fragt sich, wie ein solches Votum wohl in Berlin ausgehen würde.

Das würde mich ja schon interessieren, ob SUV-Fahrer in Berlin ähnlich geächtet sind wie in Paris. Wobei man auch noch herauskriegen müsste, wer aus Umweltgründen gegen die Groß-Karossen stimmt und wer aus Neid.

Aber Kai Wegner wird eine solche Befragung kaum zur Abstimmung stellen. Hat der Regierende Bürgermeister doch nicht zuletzt deshalb das größte Büro im Roten Rathaus, weil er den Autofahrern – und Fahrerinnen – freie Fahrt versprochen hat. Außerdem ist Kai Wegner gegen eine gesellschaftliche Spaltung. Das sagt er immer wieder. Und die würde drohen, wenn ein VW Polo gegen einen Porsche Cayennne antritt.

Auf der anderen Seite: In Paris müssen nur auswärtige SUV-Fahrer die erhöhten Gebühren zahlen. Wer in der Stadt wohnt, ist davon ausgenommen. Da kann ich mir vorstellen, dass auch SUV-Besitzer für die Gebührenerhöhung gestimmt haben. Und die Berliner dies ebenso täten. Denn bleiben die Brandenburger Klein-Panzer draußen, ist mehr Platz für den eigenen.

Anne Hidalgo ficht die mutmaßliche, hubraumstarke Besitzstandswahrung nicht an. Die sozialistische Bürgermeisterin sieht Paris als "Avantgarde einer Bewegung", der andere Städte folgen werden. Und immerhin: Beim ebenso SUV-kritischen Movement des Luftablassens kann Berlin mit Paris locker mithalten. Dies wohl auch, weil es so billig ist. Man braucht nur eine Linse, die üblicherweise in die Suppe kommt. Die legt man auf das Ventil und schraubt den Deckel wieder drauf und es macht zischschschsch.

Mehr als tausend SUV wurden in Berlin im vergangenen Jahr entsprechend tiefergelegt. Und das würde mich dann auch noch interessieren, ob so etwas nur Klimaaktivisten machen oder auch der eine oder andere Polo-Fahrer.