100 Sekunden Leben - Doppel-Whopper-Mond
In der Nacht zu Donnerstag strahlte ein großer Vollmond über Berlin und Brandenburg. Das Seltene daran: Schon Anfang August hatte sich der Mond mit ganzem Umfang gezeigt. Und das kommt nur alle paar Jahre vor, dass in einem Monat zwei Mal der Vollmond scheint. Unser Kolumnist Thomas Hollmann bleibt aber trotzdem geerdet.
Es gibt Leute, die stellen in einer Vollmondnacht ein Glas Wasser aufs Fensterbrett. Am Morgen trinken sie das Wasser dann, im festen Glauben, sich auf diese Weise Mondenergie zugeführt zu haben. Für diese Leute war der August natürlich ein Fest, ein energetisches. Zeigt sich der Mond doch nur selten zweimal im selben Monat in voller Pracht. Das er das gelegentlich dennoch tut, hat allerdings nichts mit Esoterik zu tun, sondern mit Mathematik. Wird der Mond alle 29,5 Tage voll. Und ist er das am 1. August, wie diesmal, dann ist das nächste Mal, wenn er sich zeigt, noch nicht September.
Wobei sich der Mond, strenggenommen, gar nicht zeigt, sondern gezeigt wird. Von der Sonne. Wenn die den Mond nicht anstrahlen würde, würden wir den gar nicht sehen. Wahrscheinlich wüssten wir dann nicht einmal, dass es den Mond gibt. Und keine Rakete wäre jemals dorthin geflogen.
Was vielleicht besser gewesen wäre, kommen sich die Mondraketen inzwischen ziemlich in die Quere. Schießen doch nicht nur die Russen wieder scharf, sondern auch die Inder, die Chinesen, die Japaner - und natürlich Elon Musk. Das ist schon eine seltsame Renaissance, die der Mond gerade erlebt. Würde doch kein Mensch dort oben Urlaub machen wollen. Außer der Musk vielleicht.
Von unten hochgucken tun dagegen viele Menschen sehr gerne. Weil das auch so einfach ist, der Mond ist ja immer da und trotzdem weit weg. Und da kann man sich Dinge prima vorstellen. Beispielsweise, dass der Sex bei Vollmond besser ist. Viele Menschen glauben das. Für die war der August natürlich auch ein Fest. Auf das nächste müssen sie allerdings etwas warten. Den nächsten Doppel-Whopper-Mond gibt es erst am 31. Mai 2026.