Coworking in einem Shopping Center
Doris Anselm/rbb
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100 Sekunden Leben - Homeoffice? Nee, To-Go-Office!

In Berlin arbeiten viele Freelancer in Cafés. Auch unsere Kolumnistin Doris Anselm hat früher oft ihr Homeoffice dorthin ausgelagert. Doch jetzt stellt sie fest: Andere Orte sind als "To-Go-Office" viel inspirierender. Zum Beispiel ein Shopping Center.

Ich arbeite jetzt bei Edeka. Nicht an der Kasse, sondern ein paar Meter neben der Kasse. Da ist jetzt ein Café. Mit kostenlosem WLAN und USB-Steckdosen an jedem Platz. Zugegeben, der Kaffee ist nicht so doll wie in den Hipster-Schuppen, die ich früher frequentierte, aber gerade das ist gut. Denn zuviel Hipsterkaffee schadet dem Portemonnaie, dem Mangen und dem Kopf – und das heißt auch: den Texten.

Außerdem kommen bei Edeka ab und zu echte Menschen vorbei. Also Leute, die einen Raum nicht vorrangig betreten, um dort eine Insta-Story zu erstellen. Und das ist inspirierend, also schreibe ich jetzt dort. Zum Beispiel diesen Text hier. Ich glaube ja, der Ortswechsel hat schon lange seine Schatten vorausgeworfen; habe ich doch immer schon gern ÜBER Supermärkte geschrieben, warum also nicht gleich AUS dem Supermarkt.

Es funktioniert einfach. Verzettele ich mich in einem Text, dann holt mich ein gebrülltes "Zweite Kasse Bitte!" zuverlässig in die Wirklichkeit zurück, in der es eben immer noch eine zweite Möglichkeit gibt, wie man an die gewünschten Waren oder Worte kommt.

Wenn mich die Supermarktmuse doch mal verlässt, ziehe ich um in mein zweites To-Go-Office: Das Shopping-Center meines Vertrauens. Das hat nämlich einen Coworking Space eingerichtet, steht sogar dran. Er liegt genau zwischen zwei Unterwäsche-Läden.

Ich gucke also beim Schreiben immer auf mindestens einen davon, während ich von Kundinnen und Kunden umströmt werde, und allein deswegen fallen mir schon Wörter ein wie Höschen-Hotspot, Panty-Paradies, Straps-Schlaraffenland oder Bügel-BH-Ballungszentrum. Besser könnte es wortfindungsmäßig nicht laufen.

Meine Hipstercafétexte waren langweiliger. Vielleicht befinde ich mich auf der Spur eines der größten Probleme der Gegenwartsliteratur.

Diese Kolumne ist eine Wiederholung und wurde am 23. August 2023 erstmals gesendet.

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