Zuerst dachte ich, Karl Lauterbach hätte mir schon wieder geschrieben. Wie damals bei der dritten Corona-Auffrischungsimpfung. Oder war das schon die vierte? Egal. "Bundesweite Initiative Hörgesundheit 2023" stand ganz oben im Brief. Aber das Gesundheitsministerium wusste von nichts. Ein Hörgerätehersteller dafür umso mehr.

Stellte ich fest, als ich die aufgeführte Hotline anrief. Meine Adresse hätten sie von Payback, erklärte mir die Frau fröhlich. Sie wüssten auch, wie alt ich bin. Deshalb hätten sie mich ja angeschrieben. Ob ich jetzt gleich einen Termin für einen kostenlosen Hörtest vereinbaren wolle?

Nein, wollte ich nicht. Beschweren hätte ich mich gerne wollen. Aber da wusste ich nicht, bei wem zuerst. Bei der Datenschutzbeauftragten oder der für Altersdiskriminierung? Einfach so als Schwerhöriger hingestellt zu werden! Wahrscheinlich schickt mir demnächst auch noch eine Hüftgelenk-Klitsche ihre Produktübersicht. Weil Payback eine entsprechende Ferndiagnose gestellt hat.

Okay, der Mensch ist eine wandelnde Verfallserscheinung und meine Eltern behaupteten auch immer, gut zu hören. Auch dann noch, wenn der Lautstärkebalken schon am Anschlag war und deshalb die Nachbarn im Haus gegenüber wussten, wann 20 Uhr. Nämlich dann wenn bei Hollmanns der Tagesschau-Gong ertönte.

Was? Wie bitte? Schwerhörigkeit hat etwas von Potenzproblemen? Sage ich doch. Da lässt es auch nach. Und nur die Wenigsten reden gerne darüber. Zumal Viagra bei Schwerhörigkeit nicht wirkt. Selbst dann nicht, wenn man sich in jedes Ohr zwei Tabletten stopft.