Gewalt unter jungen Schulkindern
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Interview - Franco (Grüne) fordert verlässliche Finanzierung von Prävention gegen Jugendgewalt

Um gegen Jugendgewalt vorzugehen, gebe es viele Baustellen, sagt der Berliner Grünen-Innenpolitiker Vasili Franco. "Wer an der sozialen Infrastruktur spart, spart an der inneren Sicherheit."

"Jugendgewalt ist kein neues Thema", betont Vasili Franco, innenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. "Aber man muss die aktuellen Entwicklungen sehr ernst nehmen." Der aktuelle Anstieg von Jugendgewalt lasse sich teilweise auf postpandemische Effekte zurückführen, "vor denen in der Pandemie ausdrücklich gewarnt wurde".

Allerdings gebe es unterschiedliche Formen von Jugendgewalt und damit auch unterschiedliche Ursachen. Der Grünen-Politiker nennt Armut, Perspektivlosigkeit, Diskriminierung, Mobbing und Ausgrenzung. "In letzter Zeit haben wir aber auch noch eine Zunahme politischer Radikalisierung - insbesondere durch Rechtsextremismus, aber auch durch Islamismus." Dies werde auch durch eine Enthemmung im Internet angefeuert.

Soziale Schieflage verschärft sich - Prävention wichtig

 

"Es gibt da viele Baustellen, die man auch angehen muss", so Franco. In den 90er Jahren habe man mehr Angebote der Prävention geschaffen, um das Problem der Jugendgewalt anzugehen. Aktuelle verschärfe sich die soziale Schieflage. Daher sei es nicht verwunderlich, dass es wieder einen Anstieg der Jugendgewalt gibt. Laut Experten braucht es in den sozialen Brennpunkten eine starke soziale Infrastruktur.

"Wir haben in der Frage eigentlich kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem", betont der Innenpolitiker. Es gebe in ganz Berlin Handlungsbedarf - das gelte neben den oft diskutierten Hotspots in Neukölln oder Kreuzberg auch für die Außenbezirke von Spandau über Reinickendorf bis Marzahn.

Franco: Prävention lässt sich nicht mit Schalter umlegen, sondern ist andauernder Prozess

 

Sozialarbeiter und Psycholohen seien am Limit. Prävention lasse sich nicht mit dem Schalter umlegen, sondern sei ein andauernder Prozess, so Franco. Dennoch drohen in Berlin weitere Einsparungen in diesem Bereich. "Wer an der sozialen Infrastruktur spart, spart an der inneren Sicherheit." Gerade im Bereich der Jugendgewalt seien Kinder und Jugendliche nicht mit dem erhobenen Zeigefinger zu erreichen.

So würden Debatten über härtere Strafen nicht helfen, "es geht ganz konkret in den Kiezen um die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen, mit denen, die Aufholbedarfe haben, die besonders stark von Kinderarmut betroffen sind, wo die Perspektivlosigkeit allgegenwärtig ist." Der Grünen-Politiker erwarte vom Senat eine verlässliche Finanzierung als Zeichen an die sozialen Träger.

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