Eine Mutter hält ihr Kleinkind im Arm.
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Interview - Familienrichter: Anhörungen geben wichtige Hinweise zu Gewalt nach Trennungen

Auch nach einer Trennung von einem gewalttätigen Partner geht die Gewalt insbesondere für Frauen mit Kindern häufig weiter. Vor Gericht müsse es zu fairen Entscheidungen kommen, sagt Gregor Profitlich, Familienrichter am Amtsgericht Schöneberg. Das sei nicht immer leicht - Anhörungen könnten viel ausmachen.

Nach jeder zehnten Trennung kommt es zu sogenannter Nachtrennungsgewalt. Besonders gefährlich wird es etwa für Frauen bei Übergabe der Kinder oder wenn die Väter Umgang mit den Kindern haben. In 41 Prozent der Fälle komme es dabei zu körperlichen Auseinandersetzungen, so Zahlen von der Frauenschutzorganisation Terre de Femmes.

Schnelle Kontaktverbote nur mit konkreten Angaben zur Gewalt

 

Akute Fälle erreichten die Gerichte meist über Eilanträge zum Gewaltschutzgesetz, sagt
Gregor Profitlich, Familienrichter am Amtsgericht Berlin-Schöneberg. Das seien oft sehr verkürzte Anträge für Kontaktverbote. Denen könne er als Richter aber nicht immer entsprechen. Benötigt würden "handfeste Angaben", was wann passiert sei. Einige Antragstellerinnen erlebten, dass "juristische Wirklichkeit deutlich komplizierter ist als mal eben Gewaltschutz machen", so Profitlich.

Verletzungen sollten ärztlich dokumentiert werden

 

Es sei eine Gratwandereung - ein Gericht sei keine Frauenschutzbehörde, sondern müsse für ein faires Verfahren sorgen, auch für die Beschuldigten. Es helfe eine eidesstattliche Versicherung, bei einem "soliden Vortrag" könne direkt entschieden werden. Komplizierter sei es, wenn Aussage gegen Aussage stehe, so Profitlich. "Wenn mich nichts überzeugt, kann ich dem Antrag nicht statt geben." Leichter sei es, wenn es Verletzungen gebe, die ärztlich dokumentiert seien.

Wichtiges Wort der Kinder

 

Auch mache es einen großen Unterschied, wenn man schon mit den Kindern sprechen könne, sagt der Familienrichter. Eine solche Anhörung "kann den Fall massiv beeinflussen". Auch aus einer gemeinsamen Anhörung der Eltern ergeben sich ihm zufolge oft große Erkenntnisse, wie diese miteinander umgehen und aufeinander reagieren.

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