Gregor Gysi (Die Linke) spricht während einer Pressekonferenz im Karl-Liebknecht-Haus,
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Interview - Gysi zu Assange: "Seine Schuld ist nun tausendfach gesühnt"

Vor dem Londoner High Court hat eine Anhörung des Wikileaks-Gründers Julian Assange begonnen. Er könnte schon bald an die USA ausgeliefert werden. Der Linken-Politiker Gregor Gysi fordert die Freilassung von Assange. Er sieht in dem Fall eine Gefahr für den freien Journalismus.

Gregor Gysi (Linke) ist Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und hat als Anwalt einige Oppositionelle vertreten. Der Fall Assange ist laut Gysi bis heute heikel, weil eine Auslieferung und Verurteilung besagen würde, "dass man auch Dokumente über begangene Verbrechen nicht veröffentlichen darf, wenn der Staat es nicht will."

Der Fall habe nichts mit Spionage zu tun, sondern eher mit Geheimnisverrat. Selbst bei einer Auslegung, dass Assange Menschen in Gefahr gebracht habe, solle man ihn freilassen, sagt Gysi: "Er hat doch wirklich lange genug gesessen."

Zudem müsse man sich selbstkritisch fragen, was man in der Zwischenzeit getan habe, um Kriegsverbrechen aufzuklären. "Selbst, wenn es Vorwürfe an ihn gibt, seine Schuld ist nun tausendfach gesühnt." Gysi hoffe, dass das Oberste Gericht in Großbritannien eine Auslieferung ablehnt und Assange auf freien Fuß kommt.

Verurteilung sendet Signal: Gefängnis droht, wenn man geheime Dokumente veröffentlicht

 

Ein Prozess und eine Verurteilung von Assange würden bedeuten, "dass man der Presse sagt, geheime Dokumente - wenn ihr sie von wem auch immer zugespielt bekommt - dürft ihr niemals veröffentlichen, weil ihr ansonsten ins Gefängnis geht." Das, so Gysi, würde den freien Journalismus sehr einschränken.

"Ich glaube, dass deshalb zu Recht die Journalistenverbände, aber auch viele humane Organisationen protestierten und sagen, Assange muss endlich auf freien Fuß gesetzt werden." Von Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/ Die Grünen) hätte sich Gysi gewünscht, dass sie sich mehr für Assange einsetzt.

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