Gabelstapler transportieren im neuen Hochregallager Paletten mit Lagergut zu den Stellplätzen (Bild: picture alliance/dpa/Jens Büttner)
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Interview - Wirtschaftsexperte Kauder: "Deutschland ist ein Hochsteuerland"

In einem offenen Brief haben die großen Wirtschaftsverbände an Kanzler Scholz appelliert, Maßnahmen zu ergreifen, um der deutschen Wirtschaft aus der Rezession zu helfen. Björn Kauder vom Institut der Deutschen Wirtschaft empfiehlt einen Rundumschlag bei der Unternehmensbesteuerung.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist schlecht. Darüber sind sich auch die Chefs der großen deutschen Wirtschaftsverbände einig. In ihrem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz ist von zunehmendem Frust und immer größerer Verunsicherung bei vielen Betrieben die Rede.

Um die deutsche Wirtschaft aus der Rezession zu führen, wird auch über Steuererleichterungen für Unternehmen diskutiert. Für Björn Kauder vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln wäre das der richtige Schritt. "Wenn wir wieder international wettbewerbsfähig werden wollen, brauchen wir die Abschaffung des Rest-Solis für die Unternehmen und wir brauchen auch eine Reform der Körperschaftssteuer."

Deutschland weit über dem OECD-Steuer-Durchschnitt

 

Heimlich, still und leise sei Deutschland zu einem Hochsteuerland geworden, während viele europäische Nachbarn ihre Steuersätze reduziert hätten, erklärt Kauder. Wirtschaftsminister Robert Habeck habe diese Fehlentwicklung zwar inzwischen erkannt. Doch die Reformpläne der Ampelregierung gehen dem Steuer- und Finanzexperten bisher nicht weit genug. "Den großen Rundumschlag im Steuersystem, den wir eigentlich brauchen, den erkennen wir noch nicht."

Für Körperschaftssteuer, Gewerbesteuer und den Soli zusammen müssten viele Unternehmen in Deutschland bereits etwa 30 Prozent Steuern zahlen, rechnet Kauder vor. "Das ist im internationalen Vergleich sehr viel." So liege der Durchschnitt aller OECD-Länder bei nur etwa 24 Prozent.