Auf einem Foto aus 2007 posiert Mark Zuckerberg vor einem Logo von Facebook.
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Interview - CDU-Politiker Polenz: "Politik muss Social Media mehr nutzen"

Facebook feiert dieses Wochenende 20-jähriges Jubiläum. Das soziale Netzwerk hat die gesellschaftliche Kommunikation verändert - privat und auch politisch. Ruprecht Polenz (CDU) nutzte Facebook von Anfang an intensiv und sagt, Politik finde auch heute noch zu wenig in Social Media statt.

Es sei im Jahr 2004 gar nicht unbedingt absehbar gewesen, wie wichtig die Kommunikation in den sozialen Medien werden würde, sagt CDU-Politiker Ruprecht Polenz. Ihm persönlich sei damals einfach klar geworden, dass "ein großer Teil der Gesellschaft immer mehr Zeit auf Facebook verbrachte". Deswegen habe er sich von seinem Sohn einen Account anlegen lassen und angefangen, mitzudiskutieren. Er habe dann sofort gemerkt, dass die Reichweite viel größer war als bei der analogen Kommunikation.

"Ich bin ungefähr zu dem Zeitpunkt eingestiegen, als über das Sarrazin-Buch 'Deutschland schafft sich ab' debattiert wurde, also dieses rassistische Buch, das eine große Bresche bis in die Mitte der Bevölkerung geschlagen hat", erzählt Polenz. "Das war die erste große, heftige Diskussion." Da er sich politisch viel mit Themen wie Integration beschäftigte, "die zu polarisierten Reaktionen geführt haben", habe er schnell viele Follower auf Facebook gehabt.

Polenz empfiehlt: Eine Stunde Social Media pro Tag


Der CDU-Politiker äußert sich bedauernd darüber, dass es ihm nicht allzu viele seiner Kolleginnen und Kollegen gleichgetan haben. "Für viele war das eine fremde Geschichte", sagt Polenz, der bis 2013 für die CDU im Bundestag saß und nun Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde ist. Dabei erwarteten die Millionen Menschen, die inzwischen in sozialen Medien unterwegs sind, dort auch "ihre" Politikerinnen und Politiker "zu erleben und direkt mit ihnen kommunizieren zu können".

Noch immer seien viele Mitglieder der etablierten Parteien nicht in Social Media präsent, sagt Polenz. "Meine Erwartung ist eigentlich: Jeder Berufspolitiker, jede Berufspolitikerin sollte da am Tag etwa eine Stunde Zeit zum Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern investieren. Dann sähe manches anders aus."

Polenz: Qualitätsjournalismus "ist unverzichtbar"


Doch so wichtig die politische Kommunikation in den sozialen Medien auch sei, so ersetze sie nicht die Arbeit von Journalisten, betont Polenz. "Früher wäre man nie auf die Idee gekommen, einfach dem zu folgen, was eine Partei so von sich gibt", sagt er. "Da wollte man die journalistische Bewertung und Auswahl und hat Zeitung gelesen oder ferngeschaut", sagt er. Aber spätestens die AfD habe mit eigener Kommunikation im Netz ernstgemacht. "Das hatte sie sich von Trump aus den USA abgeschaut."

"Und heute müssen wir wieder das Bewusstsein dafür wecken, dass es unverzichtbar ist für das eigene Weltbild, für die eigene Meinungsbildung, die Leistung von Qualitätsjournalistinnen und Journalisten in Anspruch zu nehmen", so Polenz. "Denn die sind ja ausgebildet darin, Quellen zu checken, ob sie stimmen - und das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden."

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