Menschen protestieren für die Freilassung israelischer Geiseln, die von der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas festgehalten wurden
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Interview - Terrorismusexperte Neumann: Katarische Geiselinitiative sollte unterstützt werden

Mit ihrer Bodenoffensive in Gaza verfolgt die israelische Armee zwei Ziele. Die von der Hamas verschleppten Geiseln befreien und die Terrororganisation komplett vernichten. Der Terrorismusexperte Peter Neumann vom Londoner King's College hält diplomatische Bemühungen für genauso wichtig.

Die Geiseln befreien und die Hamas vernichten. Das sind die zwei Ziele der israelischen Armee im Kampf gegen die Terrororganisation im Gaza-Streifen. Peter Neumann, Terrorismusexperte am Londoner King’s College, bezweifelt, dass sich die Hamas tatsächlich komplett zerschlagen lässt.

"Ich glaube, es ist schon möglich, dass man die Hamas militärisch so weit zerstört, dass sie sie auf Jahre hin so etwas wie am 7. Oktober nicht wieder durchführen kann", schätzt Neumann zwar ein. Allerdings trete die Hamas in Gaza auch als politische und religiöse Organisation und auch als Wohlfahrtsorganisation auf. Diese Teile der Hamas zu zerstören, sei sehr viel schwieriger, weil sie eng mit der Bevölkerung in Gaza verbunden seien, so der Politologe.

Erste Geiselfreilassungen als Test

 

Hoffnung macht Neumann die Befreiung einer weiteren Geisel, einer israelischen Soldatin, am Wochenende. Die ersten Geiselfreilassungen seien auch so etwas wie ein Test gewesen, ob die Befehlskette funktioniere und sich die Verhandler gegenseitig vertrauen könnten, glaubt der Terrorexperte.

Für die Befreiung weiterer Geiseln rät Neumann dazu, die Vermittlungsinitiative Katars zu unterstützen. Es mache keinen Sinn, wenn alle 40 Länder, aus denen die Geiseln der Hamas stammen, einzeln mit der Terrororganisation verhandeln würden. Das gebe der Hamas eher die Möglichkeit, die Länder gegeneinander auszuspielen. Deswegen sollten sich die Europäer bei den Verhandlungen zurückhalten, so der Politologe.

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