Schüler:innen demonstrieren für den Klimaschutz
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Interview - Politologe: Die Jugend fühlt sich von der Politik nicht gehört

Die Studie "Junges Europa" untersucht den Blick junger Menschen auf die Zukunft - und die aktuellen Ergebnisse zeigen: Die Jugend schaut immer weniger optimistisch nach vorne. Politikwissenschaftler Thorsten Faas von der FU Berlin sagt: Die Jugend fühlt sich von der Politik nicht gehört und muss deswegen zu "lauten" Formen der Beteiligung greifen.

Den Jugendlichen kommen offenbar der Optimismus und die Zukunftsfreude abhanden. Die TUI-Stiftung europaweit hat die Stimmung unter 16- bis 26-Jährigen untersucht. Mit dem Ergebnis: Der Trend geht nach unten. Der Pessimismus ist auf dem Vormarsch.

Politikwissenschaftler Thorsten Faas von der FU Berlin hat die Jugendstudie wissenschaftlich begleitet und sagt: Der Trend seit Beginn der Studie 2017 sei eindeutig und komme nicht plötzlich: "Das ist eher so was Schleichendes, was jedes Jahr ein bisschen mehr an Optimismus verliert. […] Das ist etwas Grundsätzliches."

Großes, aber nicht einziges Thema: Klima


Das habe viel mit Politik zu tun, mit wahrgenommener Ungerechtigkeit und falscher Themensetzung, so Faas. "Das muss man sehr ernst nehmen, weil wir hier von der nächsten Generation, die das Land prägen wird, sprechen."

Natürlich sei Klima ein großes Themenfeld, aber nicht das einzige. "Die Jugendlichen fühlen, dass ihre Generation in all ihrer Vielschichtigkeit eigentlich von Politik nicht berücksichtigt wird, dass auch die Demokratie […] so nicht mehr funktioniert." Die Jugend nehme nicht wahr, von der Politik wahrgenommen zu werden. Da müsse man ansetzen, wenn man in die Zukunft schaue.

Jugend muss zu "lauten Formen" der Partizipation greifen


Belege dafür seien Bewegungen wie Fridays for Future, sagt der Politologe: "Die Jugend muss zu diesen protestierenden Formen, die auch für Unmut sorgen, greifen, um sich Gehör zu verschaffen – weil es eben keine Selbstverständlichkeit ist."

Die Politik müsse noch selbstverständlicher die Perspektiven von jungen Menschen aber auch von Minderheiten einbringen, damit es eben nicht diese lauten Formen von Partizipation brauche, die immer ein Zeichen von Unzufriedenheit seien. Doch die Politik habe sich da auch schon auf den Weg gemacht, sagt Faas: "Ich bin da optimistisch."