Symbolbild: Gestelltes Familienfoto im Stil der 50er-Jahre
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Vis à vis - Wer sind unsere Nachkriegseltern, Frau Gebhardt?

Die deutschen Babyboomer sind zwischen Mitte 50 und Ende 60. Viele von ihnen erleben gerade einen großen Abschied: Den Abschied von den Eltern. Da kommen Fragen auf: Wer sind und waren diese Mütter und Väter, was hat sie und wie haben sie ihre Kinder geprägt? Die Historikerin Miriam Gebhardt hat darüber ein Buch geschrieben. Von Sylvia Tiegs

Gespräche im Freundeskreis kreisen immer wieder um die eigenen Eltern. Besonders in der Generation der Babyboomer, weiß die Historikerin Miriam Gebhardt. Diese Generation befasse sich ganz besonders mit dem "Gewordensein" – weil sie durch die Auseinandersetzung mit der Psychologie in den 70er Jahren geprägt seien. "Das hat nicht zuletzt auch damit zu tun, dass vieles in der Familiengeschichte noch nicht aufgearbeitet war", sagt Gebhardt.

Leben der Nachkriegseltern war geprägt von massiven Umbrüchen

 

Wer waren sie also, diese Nachkriegseltern? Zunächst waren sie sehr junge Eltern, weiß Gebhardt: "Sie waren in der Regel Kind oder jugendlich in der Zeit des Nationalsozialismus und Adoleszente und junge Erwachsene in der Nachkriegszeit." Diese Jugend sei geprägt gewesen vom Krieg, Vätern an der Front, Zerstörung und häufig auch dem Verlust der Heimatorte durch Flucht und Evakuierung. Auch nach dem Krieg durchliefen die Nachkriegseltern turbulente Zeiten von den spießigen 50er Jahren bis zu den großen moralischen Umwälzungen der 70er.

Gebhardts Interesse liegt auf den Einflüssen der Biographie auf die eigene Psychologie. "Das hat ganz viel mit der Weitergabe zwischen den Generationen zu tun." Dabei spielten Erziehungsstile eine wichtige Rolle. Diese prägten Haltungen, Gefühle und das Verhältnis zu uns selbst. "Was haben wir davon immer noch in unseren Knochen stecken?", fragt die Historikerin. Diese Themen könne man nicht einfach abschalten.

Infos zum Buch

Miriam Gebhardt: Unsere Nachkriegseltern
Deutsche Verlags-Anstalt, 288 Seiten
ISBN: 978-3-421-04818-9
24 Euro

Die Münchner Historikerin Miriam Gebhardt hat ein Buch über Nachkriegseltern geschrieben