Die Journalistin Teresa Bücker, Chefredakteurin des Frauenmagazins "Edition F"
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Vis à vis - Warum haben wir so wenig Zeit, Frau Bücker?

Zeit ist ein knapp bemessenes Gut. Für die meisten Menschen hat der Tag nie genug Stunden, immer gibt es viel zu tun. Was sich für eine gerechtere Zeitkultur ändern müsste, darüber hat sich die Autorin Teresa Bücker in ihrem Buch "Alle_Zeit" Gedanken gemacht. Von Liane Gruß

Haben wir wirklich nur zu wenig Zeit oder gelingt es uns einfach nicht, sie richtig zu managen? Die Autorin und Journalistin Teresa Bücker ist skeptisch, was die Frage nach einem besseren Zeitmanagment angeht. Viele Menschen würden da schon alles probieren, dennoch bliebe nicht genug Zeit. Da wir aber in einer individualistischen Kultur lebten, neigten wir dazu, die Verantwortung für zu wenig Zeit beim Einzelnen zu suchen. "Das ist aus meiner Sicht ein Fehlschluss", so Bücker.

Wirtschaft und Gesellschaft als Taktgeber

 

Zeitarmut habe viele Folgen, resümiert die Autorin. Dabei sei es notwendig, dass man soziale Beziehungen pflegt und dass wir auch mal Zeit alleine verbringen können. Das helfe, die indivuellen Erfahrungen im Kopf sortieren zu können, schildert Bücker. Wer aber zu wenig Zeit habe, spare häufig bei den sozialen Beziehungen: also Partnerinnen oder Freunden. Dann blieben oft nur noch Arbeitskollegen und Partner, mit denen man Kontakt hat. Es gebe Menschen, die über Wochen lang keine freundschaftlichen Treffen organisieren.

Kaum weniger Arbeitszeit

 

Bücker verweist darauf, dass die Arbeitszeit - entgegen der häufigen Annahme - nicht deutlich gesunken sei. Vielmehr seien es nur wenige Minuten pro Woche, um die die Arbeitszeit in Vollzeit- und Teilzeitarbeit abgenommen habe. Dadurch, dass Minijobs und flexible Jobs zugenommen hätten, habe man einen polarisierten Arbeitsmarkt von Menschen, die sehr viel arbeiten und solchen, die gerne mehr arbeiten würden.

Die Illusion von der Acht-Stunden-Freizeit

 

Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Schlaf, acht Stunden Freizeit. Das hält Bücker für eine Illusion. Es kämen innerhalb der acht freien Stunden viele Pflichten auf einen zu, die man nicht verschieben könne, wie die Steuererklärung. Allein schon durch immer mehr Pendelwege verlängere sich die Zeit, die eigentlich für Arbeit draufgeht. Als besonders belastet von Zeitarmut sieht sie Eltern und Sorgeverantwortliche.

Buchinfos

Teresa Bücker: Alle_Zeit. Eine Frage von Macht und Freiheit

Ullstein Verlag
400 Seiten
21,99 €, 18,99 € (E-Book)