Vis à vis - Hans-Josef Fell: Der Weg raus aus der Energieabhängigkeit
Je mehr erneuerbare Energien ausgebaut werden, desto geringer ist die Abhängigkeit auch vom russischen Öl, Gas und Kohle, sagt die Bundesregierung. Doch ausgerechnet von Pionieren der Erneuerbaren wie dem Grünen Hans-Josef Fell kommt Kritik am derzeit eingeschlagenen Weg dorthin. Von Andreas Oppermann
Der Krieg Russlands hat unsere Energieversorgung in Frage gestellt. Die Bundesregierung sagt: Je mehr wir erneuerbare Energien ausbauen, desto geringer sind wir von Öl, Gas und Kohle abhängig. An den konkreten Plänen zum Ausbau gibt es aber auch Kritik - und zwar von Pionieren der Erneuerbaren. Etwa von Hans-Josef Fell, der als Grüner Abgeordneter mal das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das sogenannte EEG, mit auf den Weg gebracht hat.
"Die Abschaffung der EEG-Umlage ist ein ganz großer Fehler", sagt Fell. Denn das EEG sei durch die Umlage steuerunabhängig und damit auch unabhängig von Haushaltsberatungen und dem Blick der EU gewesen. Durch die Abschaffung werde das EEG aber eine Beihilfe – "und damit in die Obhut der EU-Kommission gegeben", erklärt der Grünen-Politiker. "Das passt nicht zusammen mit der Notwendigkeit, jetzt sofort russische Energien abzuschalten."
Bei der aktuellen Politik sehe er zwar gewisse Lichtblicke, so Fell. "Aber alles wird erst im nächsten Jahr greifen - viel zu spät", sagt er. "Wir brauchen ein Erneuerbare-Energien-Beschleunigungs-Ausbau-Gesetz." Als Beispiel nennt der Grünen-Politiker die rechtliche Unterstützung für Flüssiggas-Terminals, "wo sofort etwas geht". Fell betont, es sei seit Jahren klar gewesen, dass durch die Energieabhängigkeit auch ein riesiges geopolitisches Problem entstehen würde. Das müsse sich nun dringend ändern.