Wähler auf dem Weg zur Stimmabgabe anlässlich der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus
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100 Sekunden Leben - Wiederholungswahlvorfreude

Berlin hat die Wahl. Schon wieder. Bald steht der Wiederholungs-Urnengang an. Und unser Kolumnist Thomas Hollmann freut sich schon darauf, seine Stimme erneut abgeben zu dürfen.

Selbst auf die Gefahr hin, dass das Bundesverfassungsgericht meine Stimme im Nachhinein kassiert, ich gehe hin zur Wahl. Schon um zu sehen, ob mir Gebäck zum Wahlschein gereicht wird. Soll die Wiederholungswahl doch auch in Sachen Kundenfreundlichkeit eine ganz andere werden.

Vor allem aber gehe ich zur Wahl, weil ich diesmal anders wähle. Das hätte ich theoretisch auch beim letzten Mal machen können. Habe ich aber nicht. Ich habe meine Kreuze dorthin gekreuzt, wo ich sie immer hin kreuze. Aus lauter Gewohnheit und weil ich nicht mehr wusste, wer mir fünf Jahre vorher gleich nochmal was versprochen und nicht gehalten hatte. Diesmal weiß ich das noch. Ist ja noch nicht so lange her. Und von den Laternen grüßen auch wieder dieselben Leute.

So eine Wiederholungswahl, habe ich festgestellt, schützt vor politischer Amnesie. Man erinnert sich an Fehler, auch die eigenen an der Urne. Also, von mir aus könnten alle anderthalb Jahre Wahlen sein.

Wären Wahlen nur nicht so teuer. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Plakate dann gar nicht mehr abgehängt werden, wenn ständig gewählt wird. Und die Parteien könnten in ihrer Außendarstellung immer effekthascherischer werden. Wie die FDP. Die hängt ihren Czaja inzwischen auch verkehrt rum auf. Als sei der ein echter Baselitz und seine Partei der Vertreter eines Großkunst-Liberalismus.

Aber man muss die FDP ja nicht wählen. Man kann es aber. Darf ich das nur nicht wieder vergessen, dass am Wiederholungssonntag alles möglich ist.