Mann trainiert im Fitnessstudio an der Beinpresse
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100 Sekunden Leben - Stau an der Beinpresse

Unser Kolumnist Thomas Hollmann beobachtet derzeit einen gesellschaftlichen Trend - und fürchtet jetzt, im Fitnessstudio verdrängt zu werden.

Das neue Jahr ist ja nun schon nicht mehr ganz so neu. Und trotzdem haben die Leute weiterhin gute Vorsätze. Ich weiß das deshalb, weil die Spinningräder in meiner Muckibude neben den Clubsesseln stehen. Und auf denen nimmt Chris immer Platz mit den Neuen. Und wenn ich eine Stunde stumpf vor mich hintrete, sind manchmal drei Verträge unterschrieben.

Und da befürchte ich, dass Chris das Fitnessstudio überbuchen könnte. Wie die Lufthansa das früher gerne mal getan hat. Da hat man dann immerhin einen Freiflug bekommen, wenn man die Maschine später nahm. Das geht bei meiner Muckibude nicht. Die hat weder Flugzeuge noch Piloten.

Dafür eine schicke Beinpresse. Da gab es letztens schon einen Stau. Drei Leute warteten darauf, dass die Frau endlich fertig wird. Aber die war gerade damit beschäftigt, eine Nachricht zu schreiben. Vermutlich teilte sie ihrer Freundin mit, dass sie gerade in der Beinpresse steckt.

Ich habe mir dann mal den "Stairmaster" angeguckt. Der ist neu. Und wie der Name vermuten lässt, geht es ums Treppensteigen. Dabei tritt man die Stufen nach unten weg. Das ist wie ein Laufband mit Zacken und besonders bei Frauen beliebt. Von wegen: Beine-Po.

Wobei der Trend zum Bizeps geht. Muskeln definieren heißt der neue weibliche Vorsatz. Deshalb werden jetzt auch schon die Hanteln knapp. Und da frage ich mich: Wo kommt diese kollektive Willensstärke nur her? Früher hat man sich Silvester etwas vorgenommen und eine Woche später wusste man schon nicht mehr was. Heute halten gute Vorsätze bis Ostern. Oder sogar noch länger. Vorausgesetzt, die Frau kommt da auch wieder raus – aus der Beinpresse.