Umweltaktivistin Luisa Neubauer (M) protestiert während einer Demonstration gegen den Kohleabbau bei der Räumung im von Klimaaktivisten besetzten Braunkohleort Lützerath. (Bild: dpa)
dpa
Bild: dpa Download (mp3, 2 MB)

100 Sekunden Leben - Der Klimaprotest und die lebensgefährlich verletzte Wahrheit

Nach Besetzungen in Lützerath will die Gruppe "Extinction Rebellion" in Potsdam eine Solidaritätsaktion für das Kohle-Dorf veranstalten. Die Aktivistinnen Greta Thunberg und Luisa Neubauer sind zum Weltwirtschaftsgipfel in Davos weitergereist. Kolumnist Thomas Hollmann befürchtet, dass bei so viel Aktionismus die Wahrheit auf der Strecke bleibt.

Der Klima-Aktivismus hat ein grundsätzliches Problem: Er muss immer noch eins draufsetzen. Auf einen Schornstein zu klettern, wie es einst die Greenpeace-Veteranen getan haben, ist nun wirklich nicht mehr sexy. Also beschuldigt in Lützerath eine Demo-Sanitäterin die Polizei, mehrere Leute lebensgefährlich verletzt zu haben.

Dass diese angeblich lebensgefährlich Verletzten nie in ein Krankenhaus eingeliefert wurden, ist für die Sanitäterin kein Widerspruch. Sie stelle nur Verdachtsdiagnosen. Wenn die sich nicht bestätigten, sei das umso besser. Hat die Frau später dem Spiegel gesagt. Fake News im Namen der Weltenrettung, nachdem Donald Trump damit Amerika vor dem Untergang bewahren wollte.

Und Luisa Neubauer geht nach ihren vielen Interviews einmal zur Abbruchkante, damit die Polizei sie wegtragen muss und die Fotografen Fotos machen können, die beweisen sollen, dass sie nicht nur Interviews gibt und abends bei Anne Will sitzt und jetzt in Davos, sondern auch tough sein kann. Steht die Fridays-for-Future-Frau doch im Verdacht, dem Klima-Jetset anzugehören. Was die richtig Harten unter den Weltenretterinnen veranlassen könnte, zur Letzten Generation zu konvertieren.

Das ist das Problem: Wenn es in einem Lager zwei konkurrierende Gruppen gibt, kommt es zu einem Überbietungs-Wettbewerb. Hebt die SPD den Mindestlohn auf zwölf Euro an, fordert die Linke 13. Und der Islamische Staat hat noch brutaler gemordet als die Taliban.

Wie bitte? Das ist ein geschmackloser Vergleich? Stimmt. Total geschmacklos. Und ich verspreche, ich stelle den nicht mehr an, wenn die Klima-Aktivisten aufhören, die Wahrheit lebensgefährlich zu verletzen.