Aktivisten der "Letzten Generation"
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100 Sekunden Leben - Mit der "Letzten Generation" zurück in die 70er

Der Verkehr in Berlin wurde am Montag durch mehrere Aktionen der sogenannten "Letzten Generation" massiv behindert und auch für die kommenden Tage sind Festklebe-Aktionen angekündigt. Da fragt sich unser Kolumnist Thomas Hollmann: Was will die "Letzte Generation" eigentlich konkret?

Ein Tempolimit auf Autobahnen und die Wiedereinführung des 9-Euro-Tickets, das sind doch ziemlich lasche Forderungen. Zumal mich derzeit überhaupt nichts an die Ostsee zieht. Aber die "Letzte Generation" will ja noch etwas anderes: Der Lebensstandard in Deutschland soll auf das Level der 70er-Jahre zurückgefahren werden. Hat ein Sprecher der Gruppe letztens gesagt.

Nun habe ich schwer was übrig für die 70er-Jahre. Hosen mit Schlag, Haare ohne Ende und Sex mit der Nachbarsgattin,- was da nicht alles ausprobiert wurde. Allerdings sehe ich Schwierigkeiten bei der praktischen Umsetzung des Revivals. Müssten doch zigtausend Kachelöfen in Berliner Wohnungen eingebaut werden. Aber es gibt ja kaum noch Ofenbauer. Und wo soll man mit all den rausgerissenen Heizungen hin?

Das sind so Fragen. Auch, ob das wirklich gut ist für’s Raumklima, wenn Vaddern vor der Glotze wieder Roth-Händle raucht? Und will die "Letzte Generation" wirklich das Comeback des Zigeunerschnitzels? Vermutlich nur, wenn aus dem Schwein ein Soja-Bratling wird.

Mir scheint, die 70er-Jahre der "Letzten Generation" sollen nur so aussehen wie die 70er-Jahre, tatsächlich aber etwas ganz anderes beinhalten. Wie eine Veggie-Wurst eben, die macht einem auch was vor.

Der Lebensstandard der 70er-Jahre könne "nur ein Vorgeschmack sein“" hat der Generationen-Sprecher gesagt. Es soll also noch weiter zurückgehen – in die 60er-, besser gleich in die 50er-Jahre. Denn da hatten nur wenige Leute ein Auto. Im Osten noch weniger als im Westen. Was gegen Konrad Adenauer spricht – und für Walter Ulbricht. Glaubte die DDR doch ebenfalls, nur mit ihr könne es eine bessere Welt geben. Der Sekundenkleber wurde dann allerdings nicht in Schkopau erfunden, sondern in den USA.