Neulich hatte ich Geburtstag, und am Geburtstag darf man mal was Dekadentes machen. Zum Beispiel den Tag in einem Sauna-Wellness-Paradies verbringen. Interessant aber, wie sich die eigene Einstellung ändert. Während ich noch letztes Jahr diebische Freude empfand beim übertriebenen Luxus in dem Schwitz-und-Schwimm-Tempel, stand mir diesmal der Schweiß der Schuld auf der Stirn.

Ich saß mit meinem Begleiter im dampfend heißen Außenpool. Gerade hatten wir ein Schild entdeckt. Es wies prahlerisch darauf hin, dass der andere Außenpool, der ehrlich gesagt schon immer ziemlich kühl gewesen war, nun geteilt sei, und eine Hälfte würde gar nicht mehr beheizt. Wow. Damit wollte das Etablissement wohl seinen – ich weiß nicht: symbolischen oder doch schon ironischen? – Beitrag für Klimaschutz und Energiesparen leisten. Zufällig löste man so aber vor allem das Problem, dass es bisher nur ein einziges kaltes Tauchbecken für 13 Saunen gegeben hatte.

"Also nee, echtes Engagement sieht anders aus", wutbürgerte ich selbstzufrieden und legte im herrlich warmen Wasser den Arm um meinen Begleiter. Er streichelte beruhigend meine Hand, die flach auf dem Beckenrand lag, und kam so auf eine Idee: Hier könnte ich mich doch festkleben. Ich war begeistert. Endlich eine Protestform, die auch ich aushalten würde: Rebellion für Weicheier.

Wir brainstormten weiter: Wer beim nächsten Malediven-Urlaub ein Doppelzimmer zur Alleinbenutzung bucht, organisiert ja im Endeffekt eine Blockade. Schließlich ist das ein Flugreisender weniger! Vielleicht ist auch der BER in Wahrheit ein mutiger Sabotageakt am Luftverkehr. Und so fort. Falls man für so viel Zynismus in die Hölle kommt, könnte der Teufel bei einer Mimose wie mir übrigens Energie sparen: Es würde völlig ausreichen, wenn er mich ein paar Stunden lang in der Sauna festklebt.