Bei einer Demonstration zünden sich junge Männer einen langen Joint an (Bild: picture alliance /Pacific Press)
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100 Sekunden Leben - Wird aus Deutschland eine Kiffer-Republik?

Am MIttwoch hat der Bundesgesundheitsminister sein Eckpunkte-Papier für eine Legalisierung von Cannabis vorgelegt. Was könnte aus so einem Schritt folgen? Kolumnist Thomas Hollmann hat früher selbst gekifft und ist deshalb gegen eine Legalisierung.

 

Ich habe das erste Mal gekifft, da war ich 14. Wir haben damals keine Joints gedreht, sondern das Haschisch in Pfeifen gestopft. Am Ende meiner Kiffer-Karriere hatte ich fünf davon - und ein Kawumm. Das ist ein Glasrohr mit einem großen Saugloch. Das funktioniert so, wie es heißt: Ka-wumm!

Der "Shit", wie das Haschisch bei uns hieß, kam über die nahe holländische Grenze. Es selbst rüberzuschmuggeln habe ich mich nicht getraut. Sandy schon. Der hat sich später im Heroin-Rausch nachts auf die Bundesstraße gelegt.

Gregor lebt dagegen noch. Allerdings in seiner eigenen Welt. Gregor hat anfangs nur gekifft. Später hat er dann LSD entdeckt. Auf einem Trip ist er hängen geblieben - mit 16.

Nun soll das Kiffen in Deutschland erst ab 18 erlaubt werden. Aber ich frage mich: Was machen die Leute, die noch nicht 18 sind? Warten die brav, bis sie volljährig sind? Ich glaube, nein. Ich glaube, es wird mehr Gregors und Sandys geben. Und Gudruns und Susannes und Orlons und Pilles, alles ehemalige Kiffer-Kollegen von mir, über die ich ähnlich tragische Geschichten erzählen könnte.

Nein, die Kids werden ausprobieren, was sie später eh dürfen. Das erste Bier trinken die auch nicht erst, wenn sie erwachsen sind. Und wer seine Grenzen nicht kennt, bekommt Probleme. Das ist sicher.

Cannabis ist die Einstiegsdroge ins Psychedelische. Daraus können andere, stärkere Räusche werden. Ich habe mich mit Shit auch nicht zufriedengegeben – trotz Kawumm.

Mit 18 habe ich mit den Drogen aufgehört. Dass ich im Gegensatz zu Gregor keinen Schaden davongetragen habe, war reines Glück.