Archivbild: Ein Auto deruchquert einen Checkpoint auf dem Weg in die russische Stadt Belgorod (Bild: picture alliance / AP)
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Interview - Oberst Reisner: "Ukraine versucht, den Krieg nach Russland zu tragen"

Nach russischen Angaben sollen Militäreinheiten aus der Ukraine am Montag nach Russland eingedrungen sein. Die Ukraine weist die Verantwortung bisher zurück. Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer glaubt an ein Ablenkungsmanöver.

Am Montag sollen militärische Einheiten, die für die Ukraine kämpfen, in die westrussische Region um Belgorod eingedrungen sein. Dabei sollen ein Grenzposten sowie eine Polizeistation eingenommen worden sein. Der Kreml spricht von Spionage und Sabotageeinheiten. Die Ukraine weist die Verantwortung für den Angriff auf russischem Boden zurück.

Bei der Aktion könnte es sich um ein Ablenkungsmanöver der Ukraine handeln, glaubt Markus Reisner vom Österreichischen Bundesheer. In den vergangenen Tagen habe die russische Offensive gegen die ukrainische Stadt Bachmut die Schlagzeilen beherrscht, so der Leiter der Entwicklungsabteilung der Heeresakademie. Davon habe die Aktion auf russischem Boden erfolgreich abgelenkt. "Wir sehen hier ganz klassisch den Versuch, im Informationsraum - und der ist auch Teil des Krieges - eine Beeinflussung durchzuführen und das ist auch sehr gut gelungen."

Ukrainische Antwort auf Einnahme von Bachmut

 

Über die Situation bei Belgorod habe man bisher nur wenig Informationen, so Reisner. "Was wir aufgrund der vorliegenden Bilder wissen, ist, dass ein Kampfpanzer und mehrere gepanzerte Fahrzeuge eine Grenzstation in Besitz genommen haben und von dort aus weiter vorgedrungen sind." Inzwischen sei es aber auch zum Zusammenstoß mit der russischen Armee gekommen.

Nachdem Russland in den vergangenen Monaten wiederholt mit Langstreckenraketen und Drohnen ukrainische Ziele angegriffen habe, die weit hinter der eigentlichen Frontlinie liegen, versuche sich die Ukraine jetzt zur Wehr zusetzen und den Krieg ihrerseits nach Russland zu tragen, erklärt der Oberst des österreichischen Bundesheeres. So lasse sich auch die Aktion bei Belgorod einordnen.

Hintergrund

Kämpfe in russischer Grenzregion nahe zur Ukraine halten an

Am Montag waren Kämpfe im Landkreis Graiworon an der Grenze zur Ukraine ausgebrochen. Laut dem Belgoroder Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow war ein "Spionage- und Sabotagetrupp" in das Gebiet eingedrungen. Zu dem Angriff bekannten sich zwei aus russischen Staatsbürgern bestehende Freiwilligenkorps, die im Krieg in der Ukraine auf der Seite Kiews kämpfen.

Ziel sei es, eine demilitarisierte Zone entlang der Grenze zu schaffen, um den ständigen Beschuss ukrainischen Territoriums zu verhindern, hieß es von ihnen. Kiew dementierte eine Beteiligung an der Aktion.

Der Umfang der Kämpfe ist dabei unklar. Die meisten Bewohner sind geflohen. Acht Menschen wurden nach Behördenangaben verletzt. Gladkow teilte am Morgen mit, dass zwei verletzte Einwohner sich noch in den umkämpften Ortschaften befänden. Die Sicherheitskräfte könnten aber bislang nicht zu ihnen vordringen, um sie zu versorgen.

Russland hat vor 15 Monaten seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet und beschießt regelmäßig Ortschaften und Infrastrukturobjekte des Nachbarlands. Inzwischen klagen aber auch russische Grenzregionen über zunehmenden Beschuss von ukrainischer
Seite. Der Vorfall in Belgorod ist die bislang schwerste Attacke auf russisches Territorium.

Quelle: dpa

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