Interview - Experte für Internet-Sicherheit: "DDoS-Attacken steigen"
In Deutschland häufen sich Cyberangriffe. Die hohen Schäden zeigten, dass man hierzulande nicht besonders gut davor geschützt sei, sagt IT-Sicherheitsexperte Norbert Pohlmann. Deutschland müsse sich in den nächsten Jahren in diesem Bereich besser aufstellen.
"Wir sind natürlich auch ein Know-how-Land", erklärt Informatiker Norbert Pohlmann, Leiter des Instituts für Internet-Sicherheit an der Westfälischen Hochschule. "Und Angreifer finden uns besonders attraktiv, weil wir in der IT schon sehr viel zur Verfügung stellen." Besonders die Zahl der DDos-Attacken sei deutlich gestiegen - um mehr als 40 Prozent.
"Das hat auch mit der Digitalisierung zu tun, dass die Dienste im Internet immer wichtiger werden", so Pohlmann. Ein Beispiel sei die Black-Friday-Woche, in der Unternehmen ihren Kundinnen und Kunden mehrere Tage lang Rabatte gewähren. "Da gibt es Anbieter, die machen 30 Prozent ihres Umsatzes in einer Woche." Diese seien besonders anfällig für Angriffe.
Wahrscheinlichkeit für Cyberkriege steigt
Neben der wirtschaftlichen Cyberkriminalität gebe es im Netz aber auch vermehrt politische Attacken. "Die Angriffsmethoden sind identisch", erklärt der Experte für Internet-Sicherheit. Nur die Motivation dahinter sei eine andere. Möglicherweise seien es sogar dieselben Personen, die angreifen. "Cyberwar-Angriffe werden immer wahrscheinlicher, da sie deutlich preisgünstiger sind als der konventionelle Krieg", so Pohlmann.
Die IT-Systeme und die Infrastruktur in Deutschland seien nicht ausreichend gut konzipiert, konfiguriert, aufgebaut und gewartet, kritisiert er. "Aber wir haben auch in der Art, wie wir uns verteidigen, Nachholbedarf", meint der Professor. Man dürfe nicht länger nur auf Firewalls setzen.