Erzbischoefliches Ordinariats, Muensterturm und Priesterseminar (re) in Freiburg
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Interview - Missbrauchsbeauftragte: Erschreckendes Ausmaß der Vertuschung in Freiburg

Im Erzbistum Freiburg sind mindestens 540 Kinder und Jugendliche Opfer von sexualisierter Gewalt geworden. Das hat eine unabhängige Kommission zur Aufarbeitung ermittelt. Kerstin Claus, Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, betont, dass es weiter ein großes Dunkelfeld gebe.

Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, fordert, die Rolle des Staates bei der Aufarbeitung sexueller Gewalt zu stärken. "Keine Struktur kann sich alleine aufarbeiten." Der Staat müsse Verantwortung übernehmen und auf die Verpflichtung zur Aufarbeitung hinweisen.

Missbrauchstaten vertuscht

 

Sie reagiert damit auf den Bericht einer Untersuchungskommission zu Fällen im Erzbistum Freiburg. Demnach sind mindestens 540 Kinder und Jugendliche Opfer sexueller Gewalt geworden. Mehr als 250 Priester wurden als Täter benannt. Den früheren Erzbischöfen Oskar Saier und Robert Zollitsch wird vorgeworfen, dass sie während ihrer Amtszeiten Missbrauchstaten vertuscht haben.

Kinder und Jugendliche gezielt alleine gelassen

 

Das Ausmaß der Vertuschung sei groß, sagt Claus. Die Zahlen ähnelten sich immer wieder bei den Opfern sexualisierter Gewalt. Aber im Erzbistum Freiburg gebe ein großes Dunkelfeld und die Vertuschung habe eine "erschreckende Dimension". Gezielt seien Kinder und Jugendliche allein gelassen worden.

Hintergrund

Missbrauchsbericht des Erzbistums Freiburg

Im Erzbistum Freiburg sind in den vergangenen Jahrzehnten mindestens 540 Minderjährige Opfer von sexualisierter Gewalt geworden.

Das hat der Leiter der unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs, Striet, gesagt. Man ginge von mehr als 250 Priestern aus, die des Missbrauchs schuldig seien oder beschuldigt würden.

Bei der Vorstellung des aktuellen Berichts sagte er, diese Zahl sei mit großer Vorsicht zu sehen - man gehe von einem erheblich größeren Dunkelfeld aus.

Der Bericht der Kommission analysiert anhand von konkreten Fällen, wie Kirchenvertreter mit den Opfern sexualisierter Gewalt umgegangen sind und welche Strukturen diese Gewalt begünstigt haben.

Ähnliche Gutachten gab es auch schon in anderen Bistümern, darunter Köln und München. Freiburg ist mit rund 1,8 Millionen Katholiken eine der größten Diözesen Deutschlands.

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