Interview - Experte zu den Kämpfen im Sudan: Große Gefahr eines Bürgerkriegs
Im Sudan liefern sich Armee und die paramilitärische Miliz Rapid Support Forces (RSF) einen Machtkampf. Mindestens 100 Menschen sind seit Beginn der Kämpfe am Samstag ums Leben gekommen. Sudan-Experte Gerrit Kurtz sagt, noch sei es nur ein Konflikt zwischen Sicherheitskräften. Daraus könne aber ein größerer Bürgerkrieg entstehen.
Die sudanesische Armee und die paramilitärische Miliz Rapid Support Forces (RSF) kämpfen um die Dominanz im Staat. Das sagt Gerrit Kurtz, Experte für den Sudan bei der Stiftung Wissenschaft und Politik. "Letztendlich ist das eine langfristige Folge der Herrschaftssicherung des früheren Herrschers." Umar al-Baschir habe die RSF als Gegengewicht aufgebaut, um sich gegen einen Militärputsch zu schützen. "Das hat ihm aber nicht genützt", sagt Kurtz. Denn 2019 wurde Al-Baschir durch das Militär gestürzt.
Sudan-Experte: Armee will Integration der Paramilitärs
Die Feindschaft von Armee und RSF sei jetzt komplett ausgebrochen. "Die Streitkräfte wollen die Oberkontrolle über den Sicherheitssektor und damit über den gesamten Staat behalten", erklärt Kurtz. Sie seien für eine Integration der Paramilitärs. Dem würden sich die RSF widersetzen. Auslöser für die Eskalation des Konflikts sei, dass nun über eine ziviile Übergangsregierung verhandelt werden sollte und es damit auch einen Zeitplan für die Eingliederung gab.
Die Gefahr einer weiteren Verschärfung der Auseinandersetzung im Sudan schätzt der Experte als "ziemlich groß" ein. Noch sei es zwar nur ein Konflikt zwischen den Sicherheitskräften. "Aber es ist sehr gut möglich, dass die Netzwerke, die beide in die Gesellschaft haben, auch Teil des Konfliktes werden. Und dann sehen wir einen größeren Bürgerkrieg im Sudan."