Meerenge zwischen Taiwan und China
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Interview - Schmid (SPD): Status Quo eines demokratischen Taiwans bewahren

Die Sorge vor einer Eskalation des Konflikts zwischen China und Taiwan wächst. Der außenpolitische Sprecher der SPD im Bundestag, Nils Schmid, versichert, Deutschland stehe an der Seite des demokratischen Taiwans. Den China-Besuch von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnet er als "verunglückt".

"Wir wollen den Status Quo eines demokratischen Taiwans bewahren", betont Nils Schmid (SPD). Eine gewaltsame Veränderung durch China werde Deutschland nicht zulassen, so der außenpolitische Sprecher seiner Bundestagsfraktion. "Deshalb unterstützen wir Taiwan in seiner wirtschaftlichen und demokratischen Entwicklung."

Kritik an Äußerungen von Macron in China

 

Die Äußerungen des französischen Präsidenten zur Lage in Taiwan kritisiert er. Emmanuel Macron hatte in einer Rede in China gefordert, Europa müsse eine eigenständige Position haben. Schmid sagt, der Präsident hätte präziser argumentieren müssen. Schließlich versuche China in der Taiwan-Frage die EU von den USA abzuspalten. Es müsse immer klar sein, dass wir gemeinsame Werte teilen und in den Grundlinien der Außenpolitik auf einer Seite stehen.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) reist möglicherweise Ende der Woche nach Peking. Wie bereits Olaf Scholz bei seinem China-Besuch werde sie klare Warnungen bezüglich Taiwans aussprechen, erwartet Schmid. Sie werde den Eindruck zurechtrücken - "nach dem verunglückten Macron-Besuch".

Hintergrund

Militärübungen rund um Taiwan

China hat seit Samstag ein Militärmanöver rund um das selbstverwaltete Taiwan abgehalten. Dabei simulierten die chinesischen Verbände Angriffe auf "Schlüsselziele" in Taiwan und übten eine Blockade der Insel en. Am Montag erklärte China die Übungen mit dem Namen "Vereintes Schwert" für beendet.

Mit dem Manöver reagierte China auf eine USA-Reise der taiwanischen Präsidentin Tsai Ing-wen. Dabei hatte sich Tsai in der vergangenen Woche mit dem Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, getroffen - er hat das dritthöchste Staatsamt des Landes inne.

Seit der politischen Spaltung zwischen Festlandchina und Taiwan im Jahr 1949 betrachtet China die Insel als abtrünniges Gebiet, das es wieder mit dem Festland vereinigen will - notfalls mit militärischer Gewalt. Erst am Montag hatte China erklärt, Frieden in Taiwan und die Unabhängigkeit Taiwans "schließen sich gegenseitig aus".

Am Dienstag begannen die jährlichen "Balikatan"-Militärübungen zwischen den Philippinen und den USA, an denen diesmal rund 18.000 Soldaten teilnehmen - so viele wie noch nie. Dabei wird in diesem Jahr explizit die Rückeroberung einer Insel geübt.

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