Interview - Extremismus-Experte: "Digitale Orte müssen ernst genommen und moderiert werden"
Auf Online-Spieleplattformen versuchen Rechtsextreme, Kinder und Jugendliche zu radikalisieren. Das zeigt eine Recherche des SWR. Miro Dittrich vom Analysezentrum Cemas erklärt, wer diese Spiele zur Verfügung stellt. Er sagt, die Extremisten erreichten darüber vor allem junge, frustrierte Männer.
Auf der Plattform Roblox konnte man zum Bespiel in einem realistischen Online-Videospiel zum Beispiel den rechtsterroristischen Anschlag in Halle 2019 nachspielen. Mito Dittrich ist Projektleiter beim Cemas. Das Center für Monitoring, Analyse und Strategie ist eine gemeinnützige Organisation, die Informationen und Expertise zu den Themen Antisemitismus, Verschwörungsideologien, Desinformation und Rechtsextremismus im Internet sammelt und Zivilgesellschaft, Medien und Politik berät.
Dittrich erklärt, Roblox selbst sei ein Marktplattform, auf dem andere User Online-Spiele erstellen. "Und da gibt es leider nicht genügend Moderation, dass auch solche Spiele dort erstellt werden können." Die Motivation dafür, Spiele mit extremistischem Inhalt zu erstellen ist demnach vielfältig.
Experte: Junge, enttäuschte Männer sind eine sehr gute Zielgruppe für Rechtsextreme
Einerseits gebe es Rechtsextreme, die die Taten nachspielen wollen, andererseits gebe es Jugendlich, die an verbotenem Erwachsenencontent interessiert seien. "Aber es sich auch ältere Rechtsextreme, die gezielt dort solche Inhalte publizieren. Denn sie wissen, dass das dort ein sehr junges Publikum ist, das sie dort erreichen", so der Experte.
Das bezeichnet Dittrich als Strategie, "weil Rechtsextreme sehr gut verstanden haben, dass junge, enttäuschte Männer, die frustriert sind, auf jeden Fall eine sehr gute Zielgruppe für sie sind, bei der sie etwas erreichen können."
Der Experte fordert, digitale Orte ernst zu nehmen und dort die Inhalte zu moderieren. Darüber hinaus müsse man sich die Frage stellen, wie die Nachfrage bei 13- oder 14-Jährigen nach den rechtsextremistischen Inhalten entsteht.