Interview - Bahn-Experte: Politik hat Mittel "massiv gekürzt"
Die Deutsche Bahn ist unpünktlich und hochverschuldet, kritisiert der Bundesrechnungshof. Aus Sicht von Christian Böttger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft liegt das an politischen Versäumnissen in der Vergangenheit und an zu wenig Willen aus der Politik, etwas zu verändern.
Der Bundesrechnungshof kritisiert die Situation und das Management der Deutschen Bahn massiv in einem Sonderbericht. Zu Recht, sagt Christian Böttger, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Dass etwa jeder dritte Zug zu spät komme, liege daran, dass die Infrastruktur nicht mit der wachsenden Nachfrage mitgewachsen sei.
Zu wenige neue Bahnstrecken gebaut
Hinter diese Entwicklung stecke die Politik und die Organisation der Bahn durch den Bund: Die Mittel für die Bahn seien in den vergangenen Jahren durch den Bund "massiv" gekürzt worden, so Böttger. Es seien zu wenige neue Strecken gebaut worden. Zudem fehle die Hartnäckigkeit und der Wille in der Politik, etwas an der Situation zu ändern. "Der Bund schafft es einfach nicht, Druck auszuüben." Man brauche Aufsichtsräte, die Ahnung haben und länger als zwei Jahre bleiben.
Fünf Millionen Euro neue Schulden täglich
Der Bundesrechnungshof wirft dem Bahn-Management vor, sich mit Auslandsgeschäften zu verzetteln. Täglich kämen fünf Millionen Euro neue Schulden dazu. Die Rechnungsprüfer fordern als Gegenmaßnahme mehr Steuerung durch den Bund als Eigentümer. Außerdem stellen sie das Geschäftsmodell einer Aktiengesellschaft in Frage.